1. Korintherbrief TiefgängerBeispiel
Sünde: Aufgeblasenheit = Hochmut, Trägheit, Lüge
Eine typische Bewegung der Sünde ist die Drehung um sich selbst. Da steht das Ich im Mittelpunkt und wird zur bestimmenden und „göttlichen“ Kraft im Leben. Das kann ganz verschieden aussehen. Diese Selbstdrehung kann verschiedene Formen annehmen. Eine sehr hilfreiche und schlüssige Darstellung findet man bei Karl Barth: Sünde hat drei Grundgestalten: Hochmut, Trägheit, Lüge. Jede dieser drei Grundgestalten verleugnet jeweils ein rettendes Wirken Gottes in Jesus Christus: Rechtfertigung, Heiligung, Berufung zum Zeugnis.
Bei den Korinthern liegt nahe zu vermuten, dass sie eher hochmütig sind. Durch besondere Lehre, Weisheit oder auch Geisteswirkungen sehen sie sich jeweils ganz nach eigener Gruppe, Prägung und Erfahrung besonders geheiligt. Für sie gehört zum Christsein „immer etwas mehr“, immer ein gewisses Plus. Und was das jeweils ist, beurteilen sie selbst. So kommt es eben zu den Spaltungen und Uneinigkeiten. Sie leugnen damit zumindest indirekt, dass in Jesus Christus, Gottes Sohn, alles Heil und alle Rettung vollkommen ist und selbst die verschiedenen Antworten des Glaubens auch „nur“ Geschenk des Heiligen Geistes sind. Vielleicht haben sie auch nur Angst, zu träge zu werden und dadurch zu sündigen. Jedenfalls „blähen“ sie sich und ihre eigene Rolle im geistlichen Handeln Gottes weit auf.
Aber auch die Trägheit bläst das eigene Ich auf, wenn auch auf andere Weise. Auch sie stellt letztendlich das eigene Empfinden, Urteilen und Rühmen in den Mittelpunkt. „Ist doch alles gut, wie ich es mache, was soll Gott mich denn noch verändern wollen?“
Letztlich ist beides doch die Vergessenheit und Verleugnung der Berufung in Christus. In Sammlung und Sendung, in Rechtfertigung und Heiligung, in Gelingen und Scheitern, im Tun und Lassen ist die Gemeinde zum Zeugnis des Evangeliums berufen. Wo sich Gemeinde um sich selbst dreht, wo dies der einzelne Christ tut, da belügt er sich selbst und die Menschen um ihn herum und bleibt dieses Zeugnis schuldig. Kein Wunder, dass der Apostel, der Bote Jesu, sich hier so deutlich für das Leben in Christus einsetzt.
Was bleibt, wenn die Luft raus ist?
In drastischen Worten beschreibt Paulus das Leben als Apostel, als Zeuge des Evangeliums. Zeugnis heißt im Griechischen „martyria“. Sehr deutlich zeigt Paulus immer wieder: Glauben weckende Verkündigung im Auftrag Christi geschieht mit Hingabe und Leidenschaft. Widrigkeiten, Widerspruch, Widerstand, Rückschläge und sogar Verfolgung gehören mal mindestens genauso dazu, wie gelungene Gemeindegründung, Wachstum und Erfolgsmeldungen.
Unbedingt: in geschwisterlicher Liebe und mit allem Ernst den notleidenden Christen in dieser Welt zugewandt sein. Das ist das eine, wozu mich die paulinischen Aufzählungen seines Leidens immer bringen. Das andere ist aber auch wichtig: Ich darf entdecken, wie gut es mir und uns in unserer Zeit und unserer Gesellschaft geht. Wir genießen Schutz, Freiheit und an vielen Stellen auch Anerkennung. Dafür dürfen wir danken! Es lohnt aber auch mal zu prüfen: Was bleibt, wenn das alles zerplatzen würde? Was, wenn die Träume vom gelingenden Leben, die Vorstellungen der stets blühenden und wachsenden Gemeinde, der Reichtum, der Ruf oder das Ansehen sich plötzlich in Luft auflösen? Welche Kraft zum Leben, welche Freude am Leben bleiben mir?
Diese Gedanken können eine Hilfe sein, das Geheimnis des Glaubens immer wieder neu zu erschließen. Worauf fußt mein Glaube? Worin liegt mein Christsein begründet?
Die Heilige Schrift
Über diesen Leseplan
Einmal mit Tiefgang durch den Korintherbrief! Dazu bietet dieser Plan einen exzellenten Rahmen - sortiert in verschiedenen Blöcken, kommt jede Textstelle vor. An dieser Stelle danken wir herzlichst dem Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband e. V. für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung der Texte aus "Bibel im Gespräch".
More
Wir möchten uns bei LGV Remchingen für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.lgv-remchingen.de/