1. Korintherbrief TiefgängerBeispiel

1. Korintherbrief Tiefgänger

Tag 1 von 37

Vorwort

Wir gehen von Tag 1 an bereits in die Vollen und beginnen den Plan direkt mit einer Thematik, die tiefer kaum gehen könnte!
Dazu lassen wir uns nicht abschrecken von etwas mehr erklärendem Text, denn diese Gedanken helfen uns, die Thematik zu durchleuchten: Eine Vorbemerkung, ein Gedankenanstoß und eine Frage zum Weiterdenken.

Vorbemerkung zur historischen Situation

In der Gemeinde in Korinth gibt es Gruppen und Spaltungstendenzen (1,1-17 u. Kap. 3). Paulus versucht, die verschiedenen ‚Parteien‘ durch „das Wort vom Kreuz“ (1,18) zu einen. Die einzelnen ‚Cliquen‘ sind durch die Verehrung von ‚Star- und VIP-Christen‘ entstanden (1,12). In diesem Zusammenhang sieht sich Paulus gewissen Vorbehalten ausgesetzt. Er ist für die Korinther ein „Mängelwesen“. Lieber Paulus, es tut uns leid. Deinem Auftreten und deiner Verkündigung fehlen das Beeindruckende und Überzeugende. Die einen vermissen bei Paulus die Heilungen, die außergewöhnlichen Wundertaten, die Erweise seiner Vollmacht. Die anderen vermissen bei Paulus die interessanten Themen, die überzeugenden Einsichten, den rhetorischen Glanz einer charismatischen Persönlichkeit. Die Korinther klagen vielmehr über seine unverständlichen Lieblingsthemen „Kreuz und Auferstehung“. Sie konfrontieren Paulus mit ihrer ‚Theologie‘: Paulus, was soll das mit deiner seltsamen Vorstellung von einer körperlichen Auferstehung? Was soll das mit deiner verrückten Idee, dass die Hinrichtung Jesu einen tieferen Sinn habe? Ein Heldentod wäre für uns eine begeisternde Botschaft! Aber dein angebliches Evangelium vom Kreuz versteht bei uns keiner. Das passt nicht zu unserer Kultur und in unsere Zeit.

Gedankenanstoß: Wo suchen und finden wir Gott?

Das Christentum verehrt einen Gekreuzigten als Sohn Gottes. Das ist für Nichtchristen entweder lächerlich oder schockierend. Es widerspricht der menschlichen Logik, wenn es um Gott geht: Gott gilt als vollkommen, mächtig, unberührt von Leid und Schmerz und absolut glücklich. Der griechische Philosoph Menander (342-291 v. Chr.) sagte einmal: „Alles Überlegene wird Gott genannt". Der Mensch denkt im Normalfall so: Wenn Gott sich zeigt, dann offenbart Er Seine überlegene Weisheit und Macht. Wer wollte an einen Gott mit Schwächen und Grenzen glauben, der nicht triumphiert, sondern unterliegt?

Das Wort vom Kreuz“, also Jesus Christus, der Gekreuzigte, ist das eigentliche Wort Gottes an uns Menschen und der „eigentliche Inhalt und das Zentrum“ des Evangeliums. Deshalb ist Er „auch der Maßstab für jedes Denken und Reden über Gott, das wirklich Gott, den Vater Jesu Christi, und nicht irgendwelche ‚Götter‘ oder Gottesbilder meint“ (Hans-Joachim Eckstein). Martin Luther war überzeugt: „Das Kreuz allein ist unsere Theologie.“ Eine Offenbarung Gottes vorbei an der „Schwachheit Gottes“ (1,25) am Kreuz ist unmöglich. Gott wird und kann nur durch das Kreuz erkannt werden. Nicht durch Spekulieren oder Philosophieren! Nicht in der Natur! Und auch nicht in der Geschichte oder Politik!


Frage zum Weiterdenken: Wie können wir „weise“ vom „Wort vom Kreuz“ reden?

a) Können wir noch verständlich machen, was Gott über den Kreuzestod Jesu denkt?
Ein bloßes Vortragen christlicher Wahrheiten im Wiederholmodus reicht dabei nicht aus. Karl Heim warnt einmal vor einer ‚Wortmagie‘: "Wenn wir nicht sagen können, was die Worte für einen Sinn haben…, so ist unser Zeugnis von Gott überhaupt kein Sprechen von Mensch zu Mensch, sondern nur eine unverständliche Zungenrede. Wir gebrauchen dann Worte, auf deren innewohnende Magie wir vertrauen, die aber für die meisten heutigen Hörer ihren magischen Gehalt verloren haben."

b) Die Bibel bietet uns nirgends „irgendeine Art von Erlösungsmechanik, die erklärt, wie die Entschuldung durch den Tod Jesu funktioniert“ (Walter Klaiber). Sie gibt uns kein spannungs- und widerspruchsfreies Gedankensystem über den Kreuzestod Jesu als Heilsgeschehen. Wir haben also keine rationale Bedienungsanleitung, mit deren Hilfe wir alle Fragen beantworten könnten. Wir sehen: Gott ist auch als „Retter“ „ein verborgener Gott“ (Jesaja 45,15). Aber das „Wort vom Kreuz“ ist nicht unsinnig, es erscheint nur so. Die grundlegende Deutung ist die biblische Sühnevorstellung (3. Mose 17,11; Jesaja 53,5 und Römer 3,25). Die Stichworte heißen nicht Rache oder Genugtuung, sondern stellvertretende Lebenshingabe, Entmachtung der Sünde, Beseitigung ihrer Folgen und Neu-Integration in die Gottesnähe. Die biblischen Vergleiche: Tod-Übernahme (Jesaja 53,5; Römer 6,23), Sündenbock (z. B. 3. Mose 16,10; Johannes 1,29), Freikauf aus Sklaverei (Matthäus 20,28), Triumph über die Daseinsmächte Sünde, Tod und Teufel (Kolosser 2,15), Fluch-Übernahme (5. Mose 21,22f.; Galater 3,13), Schuldschein-Tilgung (Kolosser 2,14) bringen das „Wort vom Kreuz“ gut zur Anschauung und Geltung, auch wenn Missverständnisse sich fast zwangsläufig ergeben und Fragen bleiben. „Alle diese Vorstellungen versuchen das Geheimnis des Handeln Gottes im Sterben Jesu uns zu gut zu beschreiben. Wichtig ist ihnen dabei einerseits das Gewicht von Schuld und andererseits die Radikalität des entschuldigenden und vergebenden und befreienden Handeln Gottes festzuhalten“ (Walter Klaiber). Die Sache selber ist größer als alles, was darüber gesagt wird.

c) Was lässt Gott uns durch Sein „Wort vom Kreuz“ sagen? (1) Gott weiß um das unheimliche Wesen der Sünde. Sünde ist immer Störung bis hin zur Zerstörung von Leben, von Beziehungen, von Wahrheit und Liebe… Sünde ist die Trennung von Gottes Liebe, ist der „Tod“ unserer Gottesbeziehung (Römer 6,23). (2) Gott will die Gemeinschaft mit uns Menschen. Er kann sie nur haben, wenn Er ausräumt, was zwischen Ihm und uns steht und wenn Er uns vom Tod bzw. den Tod von uns ‚wegbekommt‘. Deshalb wendet Gott Seinen Zorn, d. h. Seine entschiedene Ablehnung der Sünde, auf Jesus, der sich mit unserer Sünde identifizieren lässt (2. Korinther 5,21), und räumt so weg, was zwischen Gott und uns steht. Deshalb hat uns Jesus die Konsequenz unserer Sünde abgenommen und uns damit vom Tod bzw. den Tod von uns ‚wegbekommen‘. (3) Das seltsame „Wort vom Kreuz“ ist die ‚gute Nachricht‘: Gott hat eine unendliche Schwäche für uns Menschen. In dieser Schwäche erwählte Gott „die Schwachheit“. Durch Seine „Schwachheit“ am Kreuz, d. h. durch Seine freiwillige Leidensbereitschaft und Lebenshingabe, hat Gott eine Lösung für „verlorene“ (1,18) Menschen gefunden: Wir müssen nicht für unsere Sünde mit dem Tod unserer Gottesbeziehung bezahlen. Wir brauchen nicht Täter und Opfer unserer Sünde ohne Hoffnung auf rettende Veränderung zu bleiben.

Tag 2

Über diesen Leseplan

1. Korintherbrief Tiefgänger

Einmal mit Tiefgang durch den Korintherbrief! Dazu bietet dieser Plan einen exzellenten Rahmen - sortiert in verschiedenen Blöcken, kommt jede Textstelle vor. An dieser Stelle danken wir herzlichst dem Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband e. V. für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung der Texte aus "Bibel im Gespräch".

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Wir möchten uns bei LGV Remchingen für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.lgv-remchingen.de/