1. Korintherbrief TiefgängerBeispiel
Vorwort
Diese komplexe Thematik wird nun mit einem Verweis auf Jesus abgerundet.
Fehlverhalten in der Nachfolge Jesu – gestern und heute
Unser Bibelabschnitt erscheint steil und sperrig, schwer verständlich und schwierig, in heutige Lebensverhältnisse einer Gemeinde zu übertragen. Aber wir sind nicht gut beraten, wenn wir die tendenziellen Aussagen dieses sorgenvollen Briefabschnitts schmälern oder gar - weil für uns nicht relevant - übergehen. Mehr denn je muss uns Christen in unseren Gemeinden an einem eindeutigen Leben gelegen sein. Dazu gehören auch kritische und selbstkritische Korrekturen unserer selbst und unseres Verhaltens in ethischen Fragen unseres Zusammenlebens. Da wendet jemand ein: Wir leben ja nicht in Korinth. Das stimmt, aber damals wie heute geht es um „Lauterkeit“, d. h. Transparenz unseres Lebens in der Nachfolge Jesu und um Liebe zur Wahrheit, dieweil sie manchmal sehr schmerzlich ist, uns reinigt und unser Zusammenleben heilt. Es geht immer um das Zeugnis des Evangeliums in der Paarung von Wort und Tat und nichts soll die Wahrheit des Evangeliums verdunkeln, relativieren oder gar entleeren. In unserer Zeit und Gesellschaft der Beliebigkeit, des Lustprinzips oder der Effektivität (was bringt’s?) sind unsere Gemeinden herausgefordert, sich fröhlich, offen und bestimmt zu verhalten als Salz der Erde und Licht der Welt. Wir wollen Menschen für Christus gewinnen und sind verbindlich in Glaube und Leben als Christen und wollen Fehlverhalten in der Nachfolge Jesu, das vor Ihm nicht bestehen kann, beim Namen nennen - öffentlich und in intimen seelsorgerlichen Bemühungen.
Nachdenklich macht in diesem Zusammenhang: Im Mittelalter verbrannte man die Ketzer, weil sie sich nicht an die Lehre der Kirche hielten und um ihre unsterbliche Seele zu retten. Das war eine Art von „Gemeindezucht“, die zutiefst abschreckt und ein düsteres Gottesbild beschreibt. Die Kirche hat sich als Inquisition aufgeführt - den Andersglaubenden den Garaus zu machen. Das ist heute vorbei.
Aber eine Frage brennt: Werden bis heute in manchen christlichen Gruppierungen nicht auch „Schwestern und Brüder“ in ihrem Fehlverhalten belassen, allein gelassen oder gar aus der Gemeinde rausgedrängt?
Das Nein zur Sünde hebt das Ja zum Sünder nicht auf
Das eigentliche Anliegen des Paulus darf, wenn wir von ethischem Fehlverhalten reden, nicht übersehen werden: Er sagt ja nicht, dass für Christen, deren Leben in Unordnung geraten ist, die Gnade Gottes, die in der Vergebung gipfelt, nicht gilt. Wenn wir versuchen, das ethische Anliegen des Apostels für unsere Gemeinden anzuwenden, dann hieße das im Klartext: nicht wegsehen, wenn sich Schwestern und Brüder im Glauben durch ihr Verhalten gegen Gottes Gebot und Willen stellen, schon gar nicht, dieses Verhalten als Ausweis einer neuen Freiheit in der Beliebigkeit gewähren zu lassen. Stattdessen lassen wir uns in solidarischer Haltung auf die Problematik des Betreffenden ein und bieten seelsorgerliche Hilfen an. Es mag auch das geben, dass eine äußere Trennung unvermeidlich ist, dann müssen wir Wege finden, die klarmachen: Es geht um ein Nein zur Sünde, das Gottes Ja zum Sünder nicht aufhebt.
In der Überzeugung, dass Gott niemanden aufgibt, der auch durch die Botschaft vom Gekreuzigten einmal für Christus gewonnen wurde (wir reden hier ja von Christen, die auf Abwege geraten sind), werden wir auch niemanden „dem Satan übergeben“, d. h. gehen und tun lassen, was er will.
Zuwendung und Wahrheit in der Seelsorge Jesu
In der Seelsorge Jesu sehen wir die Eckwerte seelsorgerlichen Handelns, auch und gerade in einer sehr schwierigen Situation. Die Eckwerte lauten: Zuwendung und Wahrheit. Die Zuwendung geschieht dort, wo wir niemanden, sei er noch so „verkehrt“, aufgeben. Die Wahrheit aber darf nicht auf der Strecke bleiben. Sie bleibt als Mahnung und Ermahnung in der Liebe bestehen. Das Liebesgebot ist ein unübertroffenes Gebot. Es kann auch in Spannung geraten, wenn der Betreffende nicht reagiert. Aber sie bleibt! Die Liebe in der Seelsorge Jesu hat einen unbändigen Hang zur Grenze. Es gibt sonst keinen Weg zur Rettung eines fehlgeleiteten Gemeindeglieds. Das Resultat unserer Bemühungen um den Einen können wir getrost Gott überlassen. Er ist und bleibt gerecht, auch am Tag des Gerichts.
Die Heilige Schrift
Über diesen Leseplan
Einmal mit Tiefgang durch den Korintherbrief! Dazu bietet dieser Plan einen exzellenten Rahmen - sortiert in verschiedenen Blöcken, kommt jede Textstelle vor. An dieser Stelle danken wir herzlichst dem Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband e. V. für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung der Texte aus "Bibel im Gespräch".
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Wir möchten uns bei LGV Remchingen für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.lgv-remchingen.de/