Tiefgänger ApostelgeschichteBeispiel

● Von der ersten Zeit nach der Bekehrung des Paulus lässt Lukas Details und Perioden aus, die ihm für seinen Bericht weniger wichtig erschienen. Vergleicht man diesen Bericht z. B. mit den Aussagen des Paulus in Galater 1,12 bis 2,10, dann zeigt sich, dass der erste Besuch von Paulus in Jerusalem (Vers 26) erst drei Jahre nach seiner Bekehrung erfolgte (Galater 1,17f) und er sich bis dahin vordringlich in Arabien aufhielt. In Galater 2,1 ist Paulus dann erst 14 Jahre später abermals in Jerusalem gewesen – und zwar nach der ersten Missionsreise mit Barnabas, um sich von den dortigen Leitungspersönlichkeiten die Legitimation zur gesetzesfreien Heidenmission geben zu lassen (Apostelgeschichte 15). Vermutlich hat diese erste Missionsreise aber auch keine 14 Jahre gedauert. Vielleicht muss man davon ausgehen, dass sich Paulus und Barnabas längere Zeit an einem der Orte aufgehalten haben, ohne dass dies in der Apostelgeschichte ausdrücklich vermerkt worden wäre. Trotz dieser Unterschiede in der Zielrichtung und Stoffauswahl geben die beiden Berichte insgesamt ein stimmiges Bild vom Lebenslauf des Paulus.

● Auch inhaltlich deckt sich die Darstellung des Lukas mit der Selbstdarstellung des Paulus: Die Verkündigung von Paulus dreht sich ganz um Jesus. An die Korinther schreibt Paulus, dass er über nichts anders als Jesus Christus, den Gekreuzigten gepredigt habe (1. Korinther 2,2). Dass er nach Lukas in Damaskus Jesus als „Sohn Gottes“ (Vers 20) verkündet, deckt sich damit, dass Paulus in seinen Briefen diesen Hoheitstitel für Jesus verwendet (vgl. z. B. Römer 1,9; 5,10; 8,3; 1. Korinther 1,9).

● Was Jesus dem Hananias vorhergesagt hat, trifft schon bald ein. Weil Paulus Jesus verkündigt, werden Pläne geschmiedet, ihn zu töten. In Damaskus sowie in Jerusalem sind es die Glaubensgeschwister, die ihn in Sicherheit bringen. Derjenige, der sie noch kurz zuvor gefangen nehmen und töten lassen wollte, wird jetzt von ihnen in Schutz genommen.