Tiefgänger ApostelgeschichteBeispiel

● Das Volk war stolz auf Mose. Er hat ihre Väter aus Ägypten gerettet und ihnen das Gesetz gegeben. Mose war für sie „der Lehrer“. Stephanus zeigt die dunklen Punkte der Väter, die Mose nicht anerkennen wollten, sondern ablehnten – sowohl als Retter als auch als Führer und Gesetzgeber. Es fehlt der namentliche Bezug auf Jesus. Doch Stephanus zieht deutlich eine Linie von Mose zu Jesus. Mit gutem Grund. Jesus selbst hat Sich selbst mit Mose verglichen und gezeigt, dass Er mehr als Mose ist (z. B. Johannes 3,14).

● Die „Zeit der Verheißung“ nahte (Vers 17). Das Volk wuchs. Doch der neue Pharao wusste nichts von Josef (Vers 18b). Die Formulierung ist sprichwörtlich geworden für das Vergessen einer früheren heilvollen Geschichte – in diesem Fall der Verdienste, die Josef in und für Ägypten erworben hatte. Die neugeborenen israelitischen Jungen sollten gleich bei ihrer Geburt getötet werden. Das Ziel – die Ausrottung des Volkes. Heute heißt das „ethnische Säuberung“. Diese Form des Antisemitismus hat eine lange Geschichte bis heute.

● „Mose war ein schönes Kind vor Gott“ (Vers 20). Interessanterweise fehlt dieser Hinweis im Bericht in 2. Mose 1. Er bekommt eine gute Bildung, wird ein weiser und mächtiger Mann. Doch die 30-jährige (Um-)Erziehung hatte die Verbundenheit mit seinen Brüdern aus dem eigenen Volk nicht erschüttern können.

● Stephanus zeigt, dass die Israeliten Mose ablehnten. Sie verstanden seine guten Absichten nicht und fühlten sich eher von ihm bedroht. Der Vorwurf, dass Mose sich zum Obersten und Richter aufspielte, wird von Stephanus zweimal erwähnt. Er macht es deutlich: So wie Mose von seinen eigenen Volksgenossen abgelehnt wird, ergeht es später auch Jesus. Auch Er wird abgelehnt und am Ende gekreuzigt (Johannes 1,11). Darin liegt die ganze Tragik, die Stephanus seinen Zuhörern vor Augen malt.