Tiefgänger ApostelgeschichteBeispiel

● Deeskalation ist angesagt. Jemand muss die politischen und religiösen Repräsentanten zu Ordnung und Ruhe rufen, bevor es zum Pogrom kommt. Gamaliel der Ältere, der den Ehrennamen „Rabban“ („Rabbi-Fürst“) erhielt, war zwischen 20 und 50 n. Chr. ein geschätzter, auf Ausgleich bedachter Pharisäer. Einer seiner Schüler war Paulus (Apostelgeschichte 22,3). Zwei Argumente gibt er zu bedenken:

● Er erinnert an die Geschichte und vergleichbare Bewegungen im jüdischen Volk:

--> Ein gewisser Theudas habe mit der Behauptung, er sei „etwas“ (nämlich der erwartete Befreier), 400 Anhänger um sich geschart, sei aber mit ihnen untergegangen. Theudas historisch einzuordnen ist schwierig, weil der jüdische Historiker Josephus seine Aktion Mitte der 40er-Jahre – also später – ansiedelt. Ob Gamaliel einen anderen Theudas meinte?

-->Judas aus Gamala, vielleicht der Gründer der „Zeloten“ („Eiferer“), hatte zur Zeit der Geburt Jesu gegen die römische Steuerschätzung gekämpft – ebenfalls ohne Erfolg.

● Er erinnert an Gottes Macht, die am Ende doch Gottes Plan durchsetzen wird – auch gegen menschliche Widerstände.

Verse 38b.39 klingen wie eine „goldene Regel“, die wir uns merken sollten! Manchmal schießen wir uns spontan politisch oder auch geistlich auf etwas ein und verbeißen uns dann in eine Haltung, die wir mit allen Mitteln meinen, durchsetzen zu müssen. Da ist Gamaliels Gottvertrauen beeindruckend. Man muss manche Dinge und Entwicklungen einfach mal ihren Lauf nehmen lassen können. Es ist besser, auf Gott zu vertrauen, als sich von Angst beherrschen zu lassen oder seine Überzeugung mit allen Mitteln durchsetzen zu müssen.

● Leichter gesagt als getan! Ermahnt worden waren die Apostel ja schon (Apostelgeschichte 4,18). Jetzt kommt eine Prügelstrafe hinzu. Mit solchen Maßnahmen war man damals nicht sehr zimperlich. Trotzdem lassen sich die Apostel auch dadurch nicht beirren, weiter öffentlich das Evangelium zu predigen.