Tiefgänger ApostelgeschichteBeispiel

● Die Reaktion des Hohen Rats auf die Verteidigungsrede des Petrus entspricht ganz der Reaktion auf Jesus (vgl. schon Johannes 7,15):
Die führenden Gelehrten sind ratlos und wundern sich. Ratlos sind sie vor allem deshalb, weil hier ungelehrte Menschen ohne formale Bildung und zudem aus dem als heidnisch geltenden Galiläa so gut argumentieren und mit einer umfassenden Schriftkenntnis aufwarten können.

Zum Weiterdenken: Was bedeutet das für unsere Sicht auf die kirchlichen Ämter? Welche Bedeutung hat theologische Bildung? Worauf gründet sie und welcher Ergänzung bedarf sie?

● Weil der Hohe Rat keine Angriffsfläche bei Petrus erkennen kann, wird die Verhandlung nicht öffentlich weitergeführt (Verse 15-17). Im Rat gibt es mit Nikodemus, Josef von Arimathäa und Gamaliel Sympathisanten der Christen; möglicherweise berichteten sie später von den Verhandlungen, sodass wir keine Zweifel am wahrheitsgemäßen Bericht von Lukas hegen müssen.

● In der Apostelgeschichte wird immer wieder betont, dass Gottes Sicht immer über menschlichen Sichtweisen steht. Diesen Gedankengang kennen wir auch von Jesus: Gottes Gebote stehen über allen menschlichen Überlieferungen (Matthäus 15,3). Die Apostel sind davon überzeugt, dass Gottes Wille dem Beschluss des Hohen Rates widerspricht. Daher verweigern sie gegenüber der Auflage, künftig von Jesus zu schweigen, den Gehorsam. Sie sehen sich innerlich genötigt zum Zeugnis von Jesus - und das ist für sie stärker als jedes menschliche Verbot. Man belässt es daher im Hohen Rat zunächst bei verbalen Drohungen.

● Der Bericht vom ersten Verhör endet mit der Information, dass der Gelähmte über 40 Jahre alt war. Nach jüdischer Vorstellung konnte eine Krankheit immer schlechter geheilt werden, je länger sie andauerte. Deshalb handelte es sich um ein besonders großes Wunder.