1. Korintherbrief TiefgängerBeispiel
Paulus - ein Prahlhans?
Paulus betont massiv, was ihm alles zustehen würde, für das, was er tut, nur um dann noch massiver zu betonen, dass er von diesen Rechten nie Gebrauch gemacht hat. Losgelöst vom Kontext klingt das, als ob sich jemand besonders hervortun und an seinem eigenen Denkmal mitarbeiten will. Es erinnert an Menschen, die mit unentgeltlicher, z. B. ehrenamtlicher Arbeit nur kokettieren und dafür bewundert werden wollen. Scheinheiligkeit!
Ein wenig anders sieht es schon aus, wenn man sich die Anfeindungen vor Augen führt, die Paulus gerade für seinen Dienst immer wieder erfahren musste. Vor deren Hintergrund könnte man Verständnis dafür entwickeln, dass er sich selbst ins rechte Licht rücken möchte.
Noch anders aber ist es, wenn man genau hinsieht, woher er hier argumentativ kommt und worauf er hinaus will: Nach Kapitel 8,13 ist er bereit, beim Verzicht auf ausgelebte Freiheit selbst mit gutem Beispiel voran zu gehen. Wer sowas behauptet, ist in der Pflicht, Belege anzuführen. Nach Vers 18 empfindet er es als Lohn, von seinen Rechten und Freiheiten keinen Gebrauch zu machen.
Wann ist Freiheit wirklich Freiheit?
Die Kernaussage der ausführlichen Argumentation des Paulus ist: Freiheit ist erst dann wirkliche Freiheit, wenn man auch frei genug ist, auf das Ausleben der Freiheit zu verzichten. Wer eine neu gewonnene Freiheit hat und dann irgendeinem Drang unterliegt, sie auch unbedingt auszuleben, der ist noch nicht wirklich frei.
Dahinter steckt ein Phänomen, das es damals wie heute gab, weil es vermutlich so alt ist wie die Menschheit: Wer einerseits frei ist, unterliegt oft andererseits dem Druck, dies anderen beweisen zu müssen, indem er seine Freiheit auch auslebt. Macht er nur das, was die Unfreien auch können, glaubt man ihm seine Freiheit nicht.
Ein weiterer Aspekt ist das Verhältnis von Freiheit und Verantwortung. Wenn ich frei sein will, die Wahl zwischen mehreren Handlungsalternativen zu haben, muss ich auch bereit sein, für die, die ich wähle, die Verantwortung zu übernehmen. Freiheit kann niemals Freiheit von Verantwortung sein, denn Verantwortung kann ich nur abgeben, wenn ich auch Freiheit abgebe und andere für mich entscheiden lasse.
Frage
Wo hast du dich frei gemacht von deiner Verantwortung?
Die Heilige Schrift
Über diesen Leseplan
Einmal mit Tiefgang durch den Korintherbrief! Dazu bietet dieser Plan einen exzellenten Rahmen - sortiert in verschiedenen Blöcken, kommt jede Textstelle vor. An dieser Stelle danken wir herzlichst dem Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband e. V. für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung der Texte aus "Bibel im Gespräch".
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Wir möchten uns bei LGV Remchingen für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.lgv-remchingen.de/