Tiefgänger ApostelgeschichteBeispiel

● Nachdem Felix nach Rom beordert wurde, um sich wegen seines barbarischen Verhaltens zu rechtfertigen – so der Geschichtsschreiber Josephus –, übernimmt Festus die Stelle des Prokurators. Zunächst weist Festus die Forderung der jüdischen Ankläger zurück, den Prozess gegen Paulus in Jerusalem durchzuführen. Wie korrupt, verschlagen und verlogen die Tempelbehörde in Jerusalem war, zeigt ihr Plan, Paulus zu kidnappen und ohne Prozess aus dem Weg zu räumen (vgl. Apostelgeschichte 23,12ff).

Zum Weiterdenken: Wir erleben es ja leider bis heute, dass „fromme“ Menschen teuflische Pläne schmieden, wenn wir nur an den Terror radikaler Muslime denken. Mit dem Ruf „Allah ist groß!“ begehen sie schlimmste Verbrechen. Wie kann es nur zu solcher Verblendung kommen?

● Entschlossen nimmt Festus den von Felix verschleppten Prozess auf. Doch er kann sich nicht zu einem Freispruch durchringen. Auch für diesen römischen Beamten zählen weder Recht noch Gerechtigkeit. Im Verlauf der Anhörung lässt sich Festus von sachfremden Gedanken leiten. Möglicherweise will er es nicht zu Beginn seiner Amtszeit wegen dieses einen Angeklagten mit der gesamten jüdischen Führung verderben. Er setzt sich darüber hinweg, dass in einem Prozess Gefälligkeiten gegenüber einer Partei absolut keine Rolle spielen dürfen. Dass er allerdings Paulus fragt, ob der Prozess in Jerusalem stattfinden kann, spricht für ihn. Auf diesen Vorschlag darf sich Paulus nicht einlassen. Er vermutet wohl mit Recht, dass auch dieser römische Prokurator, wider besseres Wissen und ohne dass die Anklage Beweise vorlegen kann, dem Druck der Ankläger nachgeben könnte. Deshalb beruft er sich auf den Kaiser. Nun wird ihm vor dem obersten Gericht im Römischen Reich der Prozess gemacht werden. Die Zusage Jesu (Apostelgeschichte 23,11) beginnt sich zu erfüllen.