Tiefgänger ApostelgeschichteBeispiel

● Die Lage eskaliert. Aus der spontanen Aufregung über das angebliche Fehlverhalten von Paulus wird eine Verschwörung. Aus Gegnern werden Feinde. Sie stellen sich selbst ein Ultimatum, indem sie „sich selbst verfluchten und schworen, weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus getötet hätten“ (V 12). Der Konflikt bekommt eine andere Qualität. Spontane Gefühle, wie zu Anfang, ebben mit der Zeit ab – aber der Hass, der sich in dem Plan, Paulus zu töten, zeigt, rührt an tiefere Schichten der Verschwörer. Sie können es nicht ertragen, dass Paulus weiter diesen neuen Glauben der Christen nicht nur verkündigt, sondern mit seiner ganzen Existenz verkörpert. So viel Hass, der Paulus entgegenschlägt! Bis zur geplanten Vernichtung seiner Existenz. Paulus ist zum Symbol geworden für die von den Juden abgelehnte Offenheit des Gottes Israels für die Völker.

Zum Weiterdenken: Gott hat Sein Volk, Israel, nicht verworfen, aber Er hat durch Jesus Christus auch den Heiden den Zugang zum Heil eröffnet. Lesen Sie Römer 11,1.25-27.

● Doch die Verschwörung fliegt auf. Ausgerechnet der Neffe von Paulus (V 16) erfährt von dem Anschlagsplan. Der römische Kommandant reagiert zügig und professionell (V 23f), um seinen Gefangenen sicher zu seinem Vorgesetzten, dem Statthalter Felix nach Cäsarea zu überführen. Der Begleitbrief des Kommandanten macht noch einmal deutlich, wie verwirrend sich die Situation darstellt (V 26-31): Der Gefangene wird lediglich beschuldigt „wegen Fragen ihres Gesetzes“, aber es gibt keine Anhaltspunkte für eine Anklage, „auf die Tod oder Gefängnis steht“ (V 29). Eigentlich geht es um eine innerjüdische Angelegenheit, kein verurteilungswürdiges Verbrechen – aber Paulus ist jetzt in die Mühlen der römischen Justiz geraten. Jetzt geht alles seinen – allerdings quälend langsamen – Gang.