Tiefgänger ApostelgeschichteBeispiel

● Fake News! Was die Juden in Jerusalem über Paulus verbreiten, sind eindeutig Falschmeldungen – mit einer großen Wirkung. Paulus soll „alle Juden, die unter den Heiden wohnen“, verführt haben, indem er den „Abfall von Mose“ lehrt, sodass sie „ihre Kinder nicht beschneiden und auch nicht nach den Ordnungen leben“ (V 21). Die Christen in Jerusalem haben ganz andere Erfahrungen gemacht. Sie berichten Paulus: „Bruder, du siehst, wie viele Tausende unter den Juden gläubig geworden sind und alle sind Eiferer für das Gesetz“ (V 20). Während in Jerusalem die Juden, die Christen geworden sind, „Eiferer für das Gesetz“ sind, soll Paulus die Juden, die durch ihn zum Glauben an Christus gekommen sind, zum „Abfall von Mose“ bewegt haben. Dabei war Paulus mit der Vereinbarung des Jerusalemer Apostelkonzils (Apostelgeschichte 15,28f; vgl. V 25) legitimiert worden, den Heiden, die sich zu Jesus bekehrten, nicht mehr die Verpflichtungen der Tora aufzuerlegen. Das ist die gefährliche Spannung, in die die judenchristliche Gemeinde in Jerusalem durch Paulus geraten ist. Die erfolgreiche Missionsarbeit unter den Juden sollte so in Misskredit geraten.

● Sie finden einen Kompromiss: Paulus solle die Kosten für vier Männer übernehmen, die das sogenannte Nasiräer-Gelübde nach 4. Mose 6,1-21 abgelegt haben. Das wäre ein beweiskräftiges Zeichen, dass Paulus das Gesetz immer noch ehrte. Dafür diese ganze Mühe? Doch Paulus übernimmt kommentarlos die ihm aufgetragene Aufgabe (V 26), denn es geht ihm ja nicht um das Geld, sondern um das Zeichen für die eine Gemeinde Jesu Christi. Der Glaube führt zusammen, nicht die Herkunft.

Zum Weiterdenken: Wie gehen Sie damit um, dass lange vorbereitete Pläne am Ende doch nicht gelingen? Welche Enttäuschungen können Sie dabei ertragen?