Tag 1: Was ist der Segen?

Stell dir vor, jemand aus deinem Freundeskreis kommt auf dich zu und stellt dir folgende Frage: „Sag mal, was hat es eigentlich mit diesem Segen auf sich? Was ist das überhaupt?“

Was würdest du dieser Person antworten?

Vielleicht hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, und hast direkt eine Antwort parat. Vielleicht geht es dir aber auch so, dass Segen für dich eher ein Nebengeräusch des Glaubens ist. Segen ist halt da, gehört zum Leben dazu, bereichert es und manchmal versuchen wir auch, ihn weiterzugeben. All das passiert im Grunde, ohne dass wir wirklich beschreiben oder erklären können, was es damit auf sich hat.

„Segen“ ist zu einem Containerbegriff geworden. Wie bei einem großen Container im Hafen sehen wir die äußere Hülle: das Aussehen, die Form und Farbe. All diese Eigenschaften können wir verwenden, um jemand anderem den Container zu beschreiben. Aber der Inhalt, der eigentliche Kern des Ganzen, bleibt unseren Blicken verborgen.

Genau das wollen wir ändern. Indem wir uns dem Container nähern, seine Türen öffnen und uns anschauen, was uns drinnen erwartet. Dafür begeben wir uns auf Spurensuche. An welchen Stellen lesen wir etwas vom Segen? Welche Aussagen werden eigentlich über den Segen gemacht? Und wie fügt sich das alles in ein ganzheitliches Bild?

Überlege mal für dich selbst: wo redet die Bibel zum ersten Mal vom Segen?

Beginnen wir, indem wir uns die erste Stelle anschauen, an der der Segen genannt wird. Schon hier wird die Besonderheit des Segens offensichtlich. Wir sind in der Schöpfungsgeschichte, genauer gesagt an Tag 5. Bis hierhin lesen wir vom großartigen Schöpfungswerk Gottes, das sich über mehrere Etappen hingezogen hat. Die Welt entsteht in ihren Grundzügen, wird gefüllt mit vielfältiger Natur, aber noch fehlt der Segen. Der Segen kommt erst mit der Schöpfung von Tierwelt und Menschen ins Spiel.

Warum erleben wir bis zu diesem Moment noch keinen Segen? Was ist der Unterschied zwischen den Vögeln, die in den Bäumen nisten und den Bäumen an sich? Oder dem Meer, das die Erde befüllt und den Fischen, die darin umherziehen? Der Unterschied liegt in genau einer Sache: dem Leben an sich.

Tiere und Menschen sind Ausdruck für den Einzug des Lebens als solches in die Schöpfung. So vielfältig die Schöpfung bis hierhin war, sie bestand dennoch nur aus bloßer Materie. Ganz anders der lebendige Teil, der jetzt entsteht. Die Tierwelt bevölkert die Erde, füllt die Elemente aus, ergänzt und erweitert sie. Es entstehen Geräusche, Bewegungen, Dynamik.

Gott weiß um die Besonderheit und ist sich gleichermaßen der Empfindlichkeit des Lebens bewusst. Aus diesem Grund lenkt Er Sein besonderes Augenmerk darauf. Der Segen ist Gottes Zusage an das entstehende Leben, Sein Versprechen des Schutzes und die Ermutigung, sich zu mehren. Anders gesagt: Der Segen ist das vollumfängliche, unwiderrufbare und unumstößliche „JA” des Schöpfers zum Leben und der von Ihm geschaffenen Ordnung.

Autor: Patrick Iljen, Gemeindereferent Compassion Deutschland