Vergeben und vergessen

Hast du schon mal jemandem „vergeben“, aber gleichzeitig beschlossen, dass du nicht vergessen wirst, was dein Gegenüber getan hat? Oder hast du in einem Streit alte Konflikte ausgepackt, um die Argumente deines Kontrahenten zu entkräften und deinen Willen durchzusetzen? Manchmal fällt es uns schwer, wirklich loszulassen, denn unsere Verletzungen sitzen tief und wir wollen um jeden Preis verhindern, erneut so verletzt zu werden.

Im Kolosserbrief heißt es: „Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr.“ Gott vergibt uns, selbst wenn wir es nicht verdienen und hält uns unsere Fehler nicht ständig vor. Vergebung bedeutet nicht einfach, zu „vergessen“ oder so zu tun, als wäre nichts geschehen. Es geht darum, dem anderen mit Milde und Nachsicht zu begegnen, ohne alte Verletzungen ständig als Waffen einzusetzen. Natürlich verschwindet der Schmerz nicht sofort, aber Vergebung lädt uns ein, mit den Erinnerungen zu leben und darauf zu vertrauen, dass Vergebung die Medizin ist, die dafür sorgt, dass unser Schmerz mit der Zeit verschwindet. So erfahren wir innere Freiheit und können in Frieden im Hier und Jetzt leben, im Vertrauen darauf, dass Gott unsere Beziehungen heilen will und wird.

Ein Beispiel für Vergebung finden wir in den Worten Gottes durch den Propheten Jesaja und im Hebräerbrief. In Jesaja sagt Gott: „Ich bin es, der deine Übertretungen tilgt um Meinetwillen; und deiner Sünden will Ich nicht mehr gedenken.“ Gott zeigt uns hier, dass Er bewusst unsere Verfehlungen loslässt, ohne sie uns vorzuhalten - ein Zeichen Seiner Gnade. Der Hebräerbrief beschreibt dieses „Nicht-Gedenken“ als bewusste Entscheidung: Gott erinnert Sich nicht mehr an unsere Sünden, obwohl Er sie nicht buchstäblich „vergisst“. Es ist ein bewusstes Nicht-Hervorholen unserer Schuld, das Seine Vergebung zu einer so großen Gnade macht.

Aber Gott beendet nicht nur das Erinnern an unsere Vergehen, sondern Er befreit uns von der Last der Schuld: „So fern der Osten vom Westen ist, hat Er unsere Übertretungen von uns entfernt.“ (vgl. Psalm 103,12). In Seiner Gnade gibt Er uns die Freiheit, die Vergangenheit loszulassen und lädt uns ein, uns selbst und andere nicht an alten Fehlern festzuhalten. Seine Vergebung ist umfassend und schenkt uns einen echten Neuanfang.

Next Step: Nimm dir einen Moment der Stille und bitte Gott, dir zu zeigen, wo du anderen Unrecht getan hast und welche Verletzungen du heute endgültig am Kreuz begraben darfst.