Loslassen - Nachdenken über Geld und BesitzBeispiel

Loslassen - Nachdenken über Geld und Besitz

Tag 5 von 6

Tag 5: Philipper 4,11-13

Ich habe zu Hause eine Tasse, auf der steht: „I can do all things through a verse taken out of context.” Oft wird Philipper 4,13 entsprechend verstanden: Mach, was du kannst, und Gott wird deine Möglichkeiten geradezu unendlich erweitern und dich Wunder sehen lassen.

Mag sein, dass das funktioniert. Gemeint hat es Paulus so aber nicht. In unserem kleinen Abschnitt zeigt er uns vielmehr seine grundlegende Lebensphilosophie, die Weise, wie er an das Leben herangeht. Und dabei unterscheidet er sich erstaunlich wenig von einer anderen großen philosophischen Tradition der Antike, den Stoikern.

In der Welt, in der Paulus zu Hause war, war Wohlstand nämlich extrem ungleich verteilt. Eine winzig kleine Oberschicht lebte in Saus und Braus, der ganze Rest besaß praktisch nur das Notwendigste und oft noch nicht einmal das. Wirklichen Reichtum konnte man zudem nur durch Plünderungen in Kriegen erwerben. Sehr viel einfacher war es dagegen, in die Sklaverei zu geraten. Das eigene Lebensglück mit Besitz und Wohlstand zu verbinden, war deshalb Wahnsinn. Wer das versuchte, würde mit hoher Wahrscheinlichkeit unglücklich werden.

Deshalb lehrten die Stoiker, man solle sich von Geld und Besitz gar nicht berühren lassen, sondern mit einer innerlichen Distanz durchs Leben gehen, die als „stoische Ruhe“ bekannt geworden ist. Wenn die Dinge gut laufen, kann man sich darüber freuen, sollte aber nicht sein Lebensglück daraus ziehen. Und wenn es einem schlecht geht, sollte man sich davon ebenso wenig herunterziehen lassen.

Paulus wurde offensichtlich von ähnlichen Gedanken geleitet. Er erwartete nichts vom Leben. Deswegen war er nicht enttäuscht, wenn er auch nichts bekam, und konnte sich umso mehr freuen und dankbar sein, wenn es ihm wider Erwarten gut ging. Das ist geradezu das Gegenteil zu der Theologie, die man als „Wohlstandsevangelium“ bezeichnet. Während dort der Segen Gottes daran festgemacht wird, wie es einem geht – wenn es dir gut geht, segnet dich Gott, wenn nicht, dann nicht – legt Paulus großen Wert darauf, dass beides nichts miteinander zu tun hat. Auf diese Weise kann man selbst in der größten Not noch im Segen Gottes leben. Und wenn der nur darin besteht, dass man tatsächlich jegliche Lebensumstände innerlich gelassen ertragen kann.

Impulse zum Nachdenken:

1. Wie verbindest du den Segen Gottes und deine Lebensumstände?

2. Siehst du Gottes Handeln eher als Erweiterung deiner Möglichkeiten oder als Hilfe, dich mit jeder Situation abzufinden?

3. Was willst du tun, um mehr wie Paulus an das Leben heranzugehen?

Die Heilige Schrift

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Über diesen Leseplan

Loslassen - Nachdenken über Geld und Besitz

Über Geld spricht man nicht. Oder doch? Wie wir zu Geld stehen, verrät uns viel über unsere Prioritäten, Sorgen und Hoffnungen. Die biblischen Texte nehmen das ernst und machen Geld zum Thema. Die Stoßrichtung: Entkrampfen können, loslassen. Wie? Darum geht’s hier. Zum Anhören oder Selberlesen. Geschrieben von Thomas Weißenborn, Dozent am MBS Bibelseminar in Marburg

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