Loslassen - Nachdenken über Geld und BesitzBeispiel
Tag 3: Prediger 9,13-16
Eigentlich eine frustrierende Geschichte: Da gibt es in einer belagerten Stadt einen Mann, der die rettende Idee hat, aber niemand lässt ihn zum Zuge kommen. Und das nicht, weil die Sache unrealistisch gewesen wäre oder undurchführbar, sondern einzig und allein, weil der Mann arm gewesen ist. So kann man unseren Text lesen.
Möglich ist aber auch, dass der Mann die Stadt tatsächlich durch eine geniale Idee gerettet hat, hinterher ihm aber niemand dafür gedankt hat. Aller Ruhm ist zu denen gegangen, die irgendwie angesehen waren, während ihn keiner beachtet hat, weil er arm gewesen ist.
Wie man die Geschichte auch lesen mag, sie zeigt ein Problem auf, das offensichtlich mindestens dreitausend Jahre alt ist: Armen Menschen trauen wir wenig bis gar nichts zu. Reiche Menschen sind alles Mögliche: Trendsetter, Influencer, wir feiern sie für ihren Geschmack, kopieren ihre Ideen und wollen gern so sein wie sie.
Je ärmer ein Mensch dagegen ist, desto weniger trauen wir ihm zu. Wenn er etwas könnte, hätte er es doch zu was gebracht und wäre nicht mehr arm, denken wir vielleicht insgeheim. Und wenn er wirklich überhaupt nichts mehr besitzt – ein Obdachloser zum Beispiel – dann ist er nichts anderes mehr als arm. Niemand käme auf die Idee, ihn um Rat zu fragen, weil ein technisches Problem zu lösen ist oder man in einer kniffligen Beziehungsfrage nicht mehr weiterkommt.
Ist das nicht seltsam? Eigentlich macht doch Not erfinderisch, wie das Sprichwort sagt. Menschen, die wenig haben, müssen umso mehr improvisieren und erreichen dadurch mit simplen, aber genialen „Lifehacks“ Ergebnisse, für die Reiche viel Geld auf den Tisch legen müssen.
Trotzdem werden die Armen gern übersehen, vor allem wenn es hinterher darum geht, den Ruhm einzuheimsen. Aber bei diesem Spiel müssen wir ja nicht mitmachen. Viel spannender ist es, vorher zu schauen, wie man mit einfachen Mitteln weiterkommt. Denn das einzige, bei dem wir nicht zu sparen brauchen, ist Anerkennung.
Impulse zum Nachdenken:
1. Bevor du das nächste Mal etwas kaufen möchtest, schau dich um und überlege, ob du mit dem, was du schon hast, nicht dasselbe oder etwas Ähnliches erreichen kannst. Vielleicht kannst du ja etwas improvisieren.
2. Suche dir Menschen, die mit wenig auskommen. Frage sie, wie sie das machen, und lass dir zeigen, wie sie an Probleme herangehen.
3. Lobe vor allem Menschen, die so etwas tun, und nicht Dinge, die jemand einfach nur gekauft hat.
Die Heilige Schrift
Über diesen Leseplan
Über Geld spricht man nicht. Oder doch? Wie wir zu Geld stehen, verrät uns viel über unsere Prioritäten, Sorgen und Hoffnungen. Die biblischen Texte nehmen das ernst und machen Geld zum Thema. Die Stoßrichtung: Entkrampfen können, loslassen. Wie? Darum geht’s hier. Zum Anhören oder Selberlesen. Geschrieben von Thomas Weißenborn, Dozent am MBS Bibelseminar in Marburg
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