Loslassen - Nachdenken über Geld und BesitzBeispiel
Tag 2: Apostelgeschichte 3,1-8
Es gibt eine Geschichte, nach der Thomas von Aquin, ein großer Theologe des Mittelalters, eines Tages den Papst in Rom besucht hat. Der hat es sich nicht nehmen lassen, ihm eine persönliche Führung durch seinen prachtvoll ausgestatteten Palast zu geben. Als Thomas aus dem Staunen nicht mehr herauskam, hat der Papst ihn angegrinst und bemerkt: „Ja, ich kann nicht mehr wie mein erster Vorgänger sagen: ‚Silber und Gold habe ich nicht‘!“ Thomas von Aquin soll ihm daraufhin in die Augen geschaut und geantwortet haben: „Das andere kannst du vermutlich aber auch nicht mehr sagen: ‚Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher!‘“
Ob diese Geschichte so stimmt, weiß ich nicht. Ich finde sie aber sehr nachdenkenswert, weil sie einen Zusammenhang aufzeigt, den wir gern verleugnen: den zwischen Besitz und geistlicher Vollmacht. Die allermeisten Heiligen der Kirchengeschichte sind alles andere als wohlhabend gewesen. Bei den biblischen Personen sieht es ähnlich aus. Natürlich ist da auch der eine oder andere Abraham und Salomo darunter. Aber eben auch ganz viele Jeremias, Jakobusse und Paulusse. Auch wenn es deshalb schwerfällt, eine direkte Verbindung herzustellen – nach dem Motto „je ärmer, desto vollmächtiger“ – es fällt schon auf, dass wir uns mit zunehmendem Wohlstand eher auf unser Geld als auf Gott verlassen.
Vermutlich ist es da ähnlich wie anderswo im Leben. Wenn man bestimmte Muskeln nicht braucht, weil man es sich die ganze Zeit auf dem Sofa bequem macht, verkümmern sie. Und wer sich wenig mit Menschen abgibt, verliert im Laufe der Zeit seine sozialen Fähigkeiten. Kann es nicht mit Geld und Vollmacht ähnlich sein? Wenn wir es gewohnt sind, Probleme mit Geld zu lösen, dann werden wir eben darin immer besser, während das Gebetsleben vor sich hindümpelt und vielleicht sogar verkümmert.
Wie wäre es also, wenn wir uns einmal an einen „geistlichen Muskelaufbau“ machen? Öfter mal die Bequemlichkeit hintenanstellen und ran ans Training! Und wie beim echten Muskelaufbau sollten wir uns auch hier nicht gleich an einen Marathon heranwagen, sondern mit kleinen Schritten anfangen. Aber wer weiß, was passieren wird, wenn wir erst einmal die Komfortzone verlassen haben…
Impulse zum Nachdenken:
1. Wo merkst du, dass du geistlich bequem geworden bist?
2. In welchen Bereichen möchtest du mit deinem „Training“ anfangen?
3. Wie könnten die nächsten Schritte im Gottvertrauen aussehen?
Die Heilige Schrift
Über diesen Leseplan
Über Geld spricht man nicht. Oder doch? Wie wir zu Geld stehen, verrät uns viel über unsere Prioritäten, Sorgen und Hoffnungen. Die biblischen Texte nehmen das ernst und machen Geld zum Thema. Die Stoßrichtung: Entkrampfen können, loslassen. Wie? Darum geht’s hier. Zum Anhören oder Selberlesen. Geschrieben von Thomas Weißenborn, Dozent am MBS Bibelseminar in Marburg
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