Loslassen - Nachdenken über Geld und BesitzBeispiel

Loslassen - Nachdenken über Geld und Besitz

Tag 4 von 6

Tag 4: Lukas 16,19-31

An diesem Gleichnis ist einiges bemerkenswert: Das erste ist, dass der Reiche, der sicher eine stadtbekannte Größe gewesen ist, im Gleichnis ohne Namen bleibt. Der Arme dagegen, der Zeit seines Lebens vermutlich nur „der Bettler“ war, hat einen Namen. „Lazarus“ ist die lateinisch/ griechische Variante des hebräischen „Elazar“, „Gott hat geholfen“. Der Arme hat also nicht nur einen Namen, sein Name ist sogar Programm.

Das zweite, was auffällt, ist die völlig nüchterne Darstellung ausgleichender Gerechtigkeit. Lazarus wird nicht als geistlicher Superstar in den Himmel gehoben, der reiche Mann auch nicht als moralisch völlig verkommen dargestellt. Als einzigen Grund für die ungleiche Behandlung nach dem Tod nennt das Gleichnis die ungleichen Umstände im irdischen Leben. Es geht also um die allereinfachste Form von Gerechtigkeit: Jeder soll dasselbe bekommen, das gleiche Schicksal erleiden, keiner soll bevorzugt oder benachteiligt werden.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell diese Form der Gerechtigkeit in unseren Erlösungsvorstellungen geleugnet wird. Dabei dürfte sie doch die einleuchtendste sein. Selbst der Reiche im Gleichnis akzeptiert sie ohne weitere Nachfrage. Warum auch nicht? Wenn jemand einfach Glück hat und ein anderer schlichtweg Pech, verlangen selbst Kinder nach einem Ausgleich. Wer dagegen protestiert, zeigt, dass er insgeheim die Welt für gerechter hält, als sie scheint. Für den sind Wohlstand und Armut also nicht nur zufällig, sondern irgendwie verdient.

Unser Reicher sieht das wie gesagt nicht so und protestiert auch nicht dagegen. Nur eine Bitte hat er und die ist das dritte Bemerkenswerte an unserem Gleichnis: Seine Brüder, denen es ebenfalls recht gut geht, sollen gewarnt werden. Und dabei reicht es ihm nicht, dass ausgleichende Gerechtigkeit etwas so Sonnenklares ist, dass es eigentlich keiner Erläuterung mehr bedarf. Ihm reicht es auch nicht, dass die Forderung nach einem sozialen Ausgleich das gesamte Alte Testament durchzieht (das Neue übrigens auch). Er möchte ein Wunder sehen, damit sie glauben.

Die Antwort ist ebenso ernüchternd wie niederschmetternd. Wer solch einfache Zusammenhänge nicht erkennt, wird sich durch ein spektakuläres Wunder auch nicht überzeugen lassen. Irgendeinen Grund finden wir immer, um unseren Wohlstand und die Armut anderer zu rechtfertigen. Wer nicht abgeben will, dem ist leider nicht zu helfen.

Impulse zum Nachdenken:

1. Was ist, wenn Jesus recht hat? Wie stehst du da, wenn es in der Ewigkeit tatsächlich zum großen Ausgleich kommt?

2. Passt das zu dem, was du dir unter dem Reich Gottes vorstellst?

3. Was macht das mit deinem Blick auf Armut und Reichtum?

Die Heilige Schrift

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Über diesen Leseplan

Loslassen - Nachdenken über Geld und Besitz

Über Geld spricht man nicht. Oder doch? Wie wir zu Geld stehen, verrät uns viel über unsere Prioritäten, Sorgen und Hoffnungen. Die biblischen Texte nehmen das ernst und machen Geld zum Thema. Die Stoßrichtung: Entkrampfen können, loslassen. Wie? Darum geht’s hier. Zum Anhören oder Selberlesen. Geschrieben von Thomas Weißenborn, Dozent am MBS Bibelseminar in Marburg

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