Arbeit mit Vision: Biblische Perspektiven für den Alltag im BerufBeispiel

Arbeit mit Vision: Biblische Perspektiven für den Alltag im Beruf

Tag 4 von 5

Tag 4: Auf die Vision kommt’s an (Mk 1,15 + 20; Lukas 13,18-21; Lukas 17,20-21)

Ist das schon alles, worauf wir hoffen können: Dass wir genug Genussmomente erleben, um bei aller Arbeit den Segen Gottes zu erleben?

Nicht ganz. Das Grundproblem von Arbeit war nicht nur die Anstrengung, sondern der Verlust der Sinndimension. Die ursprüngliche Vision von Arbeit war ja, dass Bemühung und Bestimmung zusammengehören. Der Bruch kommt dort, wo diese beiden Seiten nicht länger zusammenfinden. Der Hoffnungshorizont besteht also auch darin, dass Arbeit diese Vision wiedererlangt.

Wie das aussieht, illustriert eine schöne Zeichnung von Tiki Küstenmacher unter dem vielsagenden Titel „Auf die Vision kommt’s an.“ Drei Arbeiter behauen Steine, doch nur einer davon wirkt bei seiner Aufgabe wirklich glücklich. Was unterscheidet ihn von den anderen beiden? Während einer nur die Anstrengung und die einzelne Aufgabe wahrnimmt („Ich behaue einen Stein“) und ein anderer nur eine grobe Vorstellung hat („Ich arbeite an einem Spitzbogenfenster“), hat er das Ziel vor Augen: „Ich baue eine Kathedrale!“ Diese Vision beflügelt ihn.

Was ist unsere Kathedrale? Was ist dein Dom? Die biblische Kathedrale ist das Reich Gottes. Mit dieser Botschaft trat Jesus als Wanderprediger auf („Siehe, das Reich Gottes ist nahe herangekommen“) und motivierte seine Apostel und Jüngerinnen zu vollem Einsatz. Viele von ihnen ließen ihr altes Leben und ihre alte Arbeit hinter sich und arbeiteten voll und ganz mit Reich-Gottes-Perspektive.

Heißt das, dass man jetzt Mönch, Pastor oder Missionarin werden muss, um am Reich Gottes mitzumachen? Nein. Jesus hat davon gesprochen, dass das Reich Gottes mitten in dieser Welt am wachsen ist. Wie ein Senfkorn, das zu einem gewaltigen Baum wird, oder Sauerteig, von dem ein klein wenig ausreicht, um eine große Menge Mehl zu durchsäuern (Lukas 13,18-21). Das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt, aber definitiv mitten in dieser Welt.

Wie Gott unsere Arbeit gebrauchen kann, sieht man schön am Beispiel der christlichen Journalistin und Sozialaktivistin Dorothy Day. Sie wuchs in Brooklyn, New York, Anfang des 20. Jahrhunderts auf und war als junge Frau Feuer und Flamme für soziale Fragen. Sie schrieb für linke Zeitschriften, war mit vielen kommunistischen Denkern und Aktivisten vernetzt und nahm an Demonstrationen fürs Frauenwahlrecht teil. In der Mitte ihrer 20er erwachte bei ihr eine große Sehnsucht – nach Gott! Man kann sich vorstellen, dass ihre Zuwendung zu Glaube und Kirche in ihren sozialistischen Kreisen nicht gerade auf Gegenliebe stieß. Und doch blieb sie dran!

Ihre Zuwendung zu Gott führte aber nicht zur Abwendung von sozialen Anliegen. Sie baute das „Catholic Worker Movement“ mit auf, das sich im Anschluss an die Weltwirtschaftskrise 1929 für die Rechte von Arbeiterinnen und Arbeitern einsetzte. Dazu gründete sie auch Gasthäuser, in denen Arme und Bedürftige ein Dach über dem Kopf, eine warme Dusche und Mahlzeiten bekommen konnten. Ihre journalistischen Fähigkeiten nutzte sie dazu, gegen schlechte Arbeitsbedingungen, Armut und Krieg anzuschreiben.

Ein Leben lang vertiefte sich ihre Zuwendung zu Gott und wuchs im gleichen Maß wie ihr mutiges Engagement für soziale Gerechtigkeit. Dorothy Day steht für ein Leben, in dem Arbeit tiefer in ihre Bestimmung geführt hat – nicht durch Abkehr und Weltflucht, sondern in entschiedener Zuwendung.

Wo kann Reich Gottes in deinem Leben, in deiner Arbeit anbrechen?

Zum Weiterdenken

1. Welche Geschichten inspirieren dich dazu, Arbeit und Bestimmung zusammen zu denken? Nimm dir doch mal Zeit und lies Lebensgeschichten von Menschen, die mit großem persönlichem Einsatz für das Reich Gottes gelebt haben: Franz von Assisi, Elisabeth Schmitz, William Wilberforce oder Sojourner Truth. Vielleicht ist ja eine Person dabei, deren Geschichte du noch nicht so gut kennst.

2. Wie kann Reich Gottes in deinem Beruf und täglichen Aufgaben sichtbar werden? Welche Vision zeichnet sich für dich ab? Nimm dir Zeit, eine Königreichsvision für dich und dein Leben zu entwerfen.

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Über diesen Leseplan

Arbeit mit Vision: Biblische Perspektiven für den Alltag im Beruf

Über 80.000 Stunden unseres Lebens verbringen wir auf der Arbeit. Das ist ganz schön viel. Doch was treibt uns dabei an? Bloß Geldverdienen und über die Runden kommen? Druck und Stress? Oder gibt es da noch mehr zu entdecken? Die göttliche Vision von Arbeit – das ist das Thema in diesem Plan.

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Wir möchten uns bei Compassion Deutschland für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen finden Sie unter: https://compassion.de