Arbeit mit Vision: Biblische Perspektiven für den Alltag im BerufBeispiel

Arbeit mit Vision: Biblische Perspektiven für den Alltag im Beruf

Tag 2 von 5

Tag 2: Was Sisyphus und du gemeinsam haben (Prediger 1,3-10; Prediger 2,18-23; 1. Mose 3,17-18; Prediger 3,10)

Vielleicht kam dir der erste Tag arg romantisch vor. Mir zumindest fallen viele Aufgaben ein, die mit Bestimmung und kreativer Entfaltung wenig zu tun haben. Arbeiten, die mühsam und anstrengend sind, aber scheinbar zu keinem Ergebnis kommen. Solche Arbeiten nennt man Sisyphus-Arbeiten. Sisyphus war ein griechischer Sagenkönig, der die Götter mehrfach ausgetrickst hat. Zur Strafe wurde er dazu verdonnert, einen Felsen auf einen Berggipfel zu rollen. Doch immer dann, wenn er beinahe oben war, entglitt ihm der Fels und rollte wieder zurück nach unten. So ging das Ganze immer wieder von vorne los, ohne Aussicht auf ein Ende. Ganz schön sinnlos, so eine Aufgabe. Und genau in dieser Sinnlosigkeit besteht seine Bestrafung.

Mal Hand aufs Herz. Dein und mein Alltag besteht auch aus solchen Sisyphusarbeiten. Mit Haare waschen, Fingernägeln schneiden, To-Do-Listen, kochen und putzen, Wäsche waschen, E-Mails beantworten, Zähne putzen oder rasieren wird man niemals fertig, solange man lebt. Denkt man da mal einen Moment drüber nach, kann einem das schon ganz schön sinnlos vorkommen.

So geht es auch dem Prediger im Alten Testament. Er beobachtet die ganze rastlose Aktivität auf der Welt, die sich ständig wiederholt und nie zum Abschluss kommt (Prediger 1,7-8). Am Ende kommt er zu folgendem Schluss: „Alles ist Windhauch.“ Nichtig, vorübergehend, sinnlos. Ganz schön tragisch, wenn einem das ganze Leben wie eine einzige lange Sisyphusarbeit vorkommt.

Kurz nach der Schöpfungserzählung lesen wir, wie sich die ursprünglich gesegnete Arbeit zum Fluch wandelt. Im Paradiesgarten ist die Versorgung sichergestellt, man kann einfach die Früchte von den Bäumen picken. Die Menschen leben in selbstverständlicher Nähe zu Gott. Nach dem verhängnisvollen Essen der Frucht müssen sie den Garten verlassen, verlieren in anderen Worten die Sicherheit, selbstverständliche Versorgung und Nähe zu Gott. Ab sofort müssen sie den Ackerboden bewirtschaften, um über die Runden zu kommen. Vielleicht das Echo einer grundlegenden Menschheitserinnerung: der Übergang vom Leben als Jäger und Sammler hin zu sesshaften Ackerbauern.

Wie dem auch sei – am Ende sehen wir, dass aus Arbeit lebensnotwendiges Übel geworden ist. Kreative Bestimmung steht hinten an.

Der Prediger Kohelet fragt sich im Anblick von sinnloser und nicht enden wollender Arbeit: „Welchen Gewinn hat der Mensch bei aller Arbeit, mit der er sich unter der Sonne abmüht?“ (Prediger 1,3) Gibt es eine Hoffnungsperspektive? An der Stelle machen wir morgen weiter.

Zum Weiterdenken

1. Wie gehst du mit deinen ganzen Routine-Arbeiten um? Färben sie deine Lebensperspektive ein?

2. Wie würdest du die Frage des Predigers beantworten? Welchen Gewinn hast du von all der Mühe?

Tag 1Tag 3

Über diesen Leseplan

Arbeit mit Vision: Biblische Perspektiven für den Alltag im Beruf

Über 80.000 Stunden unseres Lebens verbringen wir auf der Arbeit. Das ist ganz schön viel. Doch was treibt uns dabei an? Bloß Geldverdienen und über die Runden kommen? Druck und Stress? Oder gibt es da noch mehr zu entdecken? Die göttliche Vision von Arbeit – das ist das Thema in diesem Plan.

More

Wir möchten uns bei Compassion Deutschland für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen finden Sie unter: https://compassion.de