Tiefgänger ApostelgeschichteSample

● Verse 22-29: Der Vorschlag des Jakobus mit den vier Verzichtsklauseln (V 20) ist ein Minimalkonsens. Alle Forderungen finden sich bereits in 3. Mose 17-18. Was dort Fremden auferlegt wurde, wird auch von den Heidenchristen erwartet. Auf die Judenchristen wird Rücksicht genommen, was vor allem in den gemischten Gemeinden wichtig war.

● Den judaistischen Hardlinern, wie sie in Apostelgeschichte 15,1 beschrieben werden, wird so der Boden für ihren Übereifer entzogen.

● Der Vorschlag wird von der Gemeindeversammlung und den Leitern beschlossen und über Paulus, Barnabas, Judas und Silas aus Jerusalem der Gemeinde in Antiochia übermittelt.

● Im Brief distanziert sich die Gemeindeleitung von den übereifrigen Unruhestiftern, die nicht im Auftrag der Gemeinde gehandelt und für Verwirrung gesorgt hatten (V 24).

● Verse 30-35: In Antiochia wird das Schreiben mit Erleichterung aufgenommen. Judas und Silas erklären mündlich den Beschluss, ermutigen und stärken die Christen vor Ort.

● Das Apostelkonzil ist das wichtigste Ereignis in der Geschichte der Urkirche. Lukas hat es genau in die Mitte seines Werks gestellt. Die Einheit der Gemeinde aus Juden und Heiden wurde durch den Beschluss zur gesetzesfreien Heidenmission gewahrt.

● Im Brief an die Galater (lesen Sie dazu Galater 2,1-14) schaut Paulus anders auf das Treffen in Jerusalem zurück. Er bestreitet entschieden, dass ihm für seine missionarische Arbeit irgendwelche Auflagen gemacht wurden (Galater 2,6). Wie lässt sich dieser Widerspruch lösen? Möglich ist, dass die vier Klauseln erst bei einer späteren Zusammenkunft in Jerusalem beschlossen wurden, bei der Paulus nicht mehr anwesend war. Bei dieser Zusammenkunft könnten die konkreten Schwierigkeiten des Zusammenlebens von Juden und Heiden verhandelt worden sein, die infolge der Grundsatzentscheidung beim Apostelkonzil aufgetreten waren. Die zwei Versammlungen wurden später als eine überliefert.