Vaterunser - das kraftvollste Gebet der WeltBeispiel
Tag 4: Unser tägliches Brot gib uns heute (Matthäus 6,11)
Die Bitte um das tägliche Brot ist die Mitte des Vaterunsers. Ein echter Wendepunkt. Denn im ersten Teil des Gebetes wendet sich der Blick zum „Himmel“: Zum transzendenten und zugleich nahen und liebenden Gott. Jetzt geht der Blick Richtung „Erde“, die Bedürfnisse der Menschen rücken ins Blickfeld. Das Alltägliche und Gewöhnliche wird angesprochen.
„Unser tägliches Brot gib uns heute“ ist vielleicht die bekannteste Zeile des Vaterunsers.
Wir wollen das Wort „Brot“ kurz auf uns wirken lassen. Brot ist ein Symbol für notwendige und ausreichende Ernährung. Unser Leben hängt von dieser Mischung aus Getreide, Wasser, Salz und Hefe ab.
In dieser Bitte um das tägliche Brot steckt aber noch viel mehr. Für den guten Martin Luther gehört zum „täglichen Brot“ alles dazu, was wir für ein gelingendes Leben brauchen. Angefangen vom Essen, über Kleidung, Haus, Geld bis hin zu einer guten Regierung. So bekommt unser Leben, das wertvollste Geschenk, das wir von Gott empfangen haben, eine sichere Grundlage. All das und noch viel mehr ist in dem kleinen und schlichten Wort „Brot“ enthalten.
Ich habe jahrelang innerlich „Unser täglich Brot gib uns heute“ gebetet und „MEIN täglich Brot“ gedacht. Ich habe das Gebet leider recht ich-bezogen gebetet. Doch in der vierten Bitte heißt es ausdrücklich nicht „MEIN“, sondern „UNSER“. Denn jeder Mensch braucht Brot.
Derzeit bevölkern 8,2 Milliarden Menschen den Planeten Erde. Über 1,5 Milliarden Menschen können ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wohnraum, Gesundheit und Bildung nicht befriedigen. 828 Millionen Menschen leiden unter chronischem Hunger (Stand 2024). Das sind fast doppelt so viele wie alle EU-Bürgerinnen und -Bürger zusammen. Kurz: Die weltweite Not ist riesig.
Hat Gott diese Bitte des Vaterunser nicht erhört? Es wurde doch schon hunderte Millionen Mal in der Geschichte der Christenheit gesprochen. Doch, hat Er. Was Er gibt, ist genug. Locker genug. Weltweit werden der UN-Ernährungsorganisation zufolge jährlich 1,3 Milliarden Tonnen essbare Lebensmittel unnötigerweise weggeworfen. Das entspricht einem Viertel aller Lebensmittel.
Bei den 5000 hungrigen Zuhörern bei der sogenannten Brotvermehrung damals hat Jesus nicht im Alleingang Brot aus dem Zylinder gezaubert und alle satt gemacht. Sondern Er hat Seine Jünger miteinbezogen: „Gebt ihr ihnen zu Essen“. Ein Satz, der bis heute nichts an seiner Deutlichkeit verloren hat: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Die Bitte ums tägliche Brot verpflichtet uns „Satten“, die wir genug haben, nach denen zu schauen, die um das tägliche Minimum kämpfen müssen. Wir „Satten“ sind eingeladen, Teil der Gebetserhörung zu werden.
Das Vaterunser ist nicht das Gebet, das nur um Brot für mich selbst bittet. Gott ist der Vater aller Menschen. Gott will, dass wir auch die Bedürfnisse unserer Brüder und Schwestern miteinschließen, wenn wir Ihm unsere Bitten vortragen.
Noch ein Impuls zum Weiterdenken:
Unser tägliches Brot und vieles mehr steht uns für ein gelingendes Leben zur Verfügung. Wir haben alles, was nötig ist. Aber tun wir auch alles, was nötig ist?
Die Heilige Schrift
Über diesen Leseplan
Das Vaterunser ist eines der bekanntesten Gebete der Welt. Ein Gebet, das Jesus selbst gelehrt hat. Doch wie oft sprechen wir es mechanisch, ohne uns wirklich mit dem Reichtum seiner Worte auseinanderzusetzen? Dieser Bibelleseplan lädt dich dazu ein, die Tiefe des Vaterunsers zu entdecken und mit neuen Augen zu sehen. Zum Anhören und Selberlesen.
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Wir möchten uns bei Compassion Deutschland für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.compassion.de/