Unaussprechlich und doch weltverändernd: splagchnizomai (splachnizomäi)Beispiel

Jesus und die Jünger ziehen sich aus dem Alltagsgeschäft zurück. Die Jünger sind gerade von ihrer Aussendung zurückgekehrt. Sie haben viel erlebt und Wunder vollbracht. Es gibt viel zu erzählen. Aber sie haben auch erfahren, dass Johannes der Täufer hingerichtet worden ist. Viele kannten Johannes persönlich. Was für ein Schock und was für ein Grauen!

Jesus schlägt vor, dass sie gemeinsam für eine Weile an einen ruhigen Ort gehen. Weit weg von all den Menschenmassen, die immer wieder nach ihnen suchen. Sie steigen in ein Boot und segeln an einen ruhigen Ort. Aber... als sie aus dem Boot steigen, sind schon die ersten Menschen da. Sie haben bemerkt, wohin Jesus unterwegs ist und haben sich auf den Weg gemacht, um Ihn zu suchen. Sie kommen förmlich aus ihren Häusern geströmt, um zu Jesus zu kommen. Ich kann mir vorstellen, dass die Jünger sich innerlich sträubten. Das war's mit ihrem Mannschaftsausflug, dem Mini-Urlaub... Vielleicht waren sie genervt und hätten die Leute lieber weggeschickt. Oder wären einfach wieder ins Boot gestiegen, um die Ruhe auf dem See zu genießen. Weit weg von all den Leuten.

Aber Jesus sah die Menge und fühlte splagchnizomai. Er sah, dass sie „wie Schafe ohne Hirten“ waren. Das ist ein Bild, das in der Bibel oft vorkommt. Sie sind Menschen auf der Suche nach Orientierung, Führung, einem Vorbild. Jesus beschließt, diese Menschen nicht wegzuschicken, sondern ihnen das zu geben, was sie suchen. Er lehrt, ermutigt und heilt. Der gute Hirte in Aktion.

Noch ein Impuls zum Weiterdenken:

Splagchnizomai zu fühlen durchkreuzt Pläne und ist oftmals unangenehm. Ja, wir sehen die Not. Aber nach einem langen Tag in der Schule oder auf der Arbeit fehlt uns manchmal die Puste, jetzt noch hilfsbereit und mitfühlend zu sein. Gibt es kleine Gesten der Anteilnahme, die du im Voraus in deine Woche mit einplanen kannst? Statt den Blick auf das zu richten, was alles nicht geht, ermöglicht das den Blick auf das, was für uns mit unseren Möglichkeiten machbar ist. Wir müssen keine kleinen Messiasse werden, dürfen uns aber trotzdem Jesus zum Vorbild nehmen und unseren üblichen Wochenablauf ein wenig aufrütteln lassen.