Tiefgänger ApostelgeschichteSample

● Die auf so besonderen Wegen von Gott eingefädelte Begegnung findet jetzt statt und Petrus begegnet Kornelius in seinem Haus. Dieser begrüßt Petrus und begeht dabei einen großen religiösen Irrtum. Luther übersetzt hier richtig: Kornelius behandelt seinen Gast wie eine Gottheit, „fällt ihm zu Füßen und betet ihn an“ (V 25). Erzählerisch führt Lukas seinen Lesern so vor Augen, dass Petrus es hier mit einem echten Heiden zu tun hat, obwohl er ihn zuvor auch als „fromm und gottesfürchtig“ beschrieben hat (V 2).
● Das Verhalten des Kornelius wird aber nicht als Verstoß gegen das erste Gebot geahndet oder als Sünde bestraft. Petrus korrigiert seinen Gastgeber schlicht mit den Worten „ich bin auch nur ein Mensch“ (V 26; vgl. Apostelgeschichte 14,15). Es kommt in der Apostelgeschichte auf die richtige innere Haltung an und die zeigte Kornelius (etwa durch die Aussagen: er betete immer; gehorchte dem Auftrag des Engels unmittelbar; zeigte eine große Sehnsucht danach, Gottes Botschaft zu hören und lud dazu viele Bekannte und Freunde ein). Ganz anders wird auf religiöses Fehlverhalten reagiert, wenn die Haltung bzw. Motivation nicht stimmt (vgl. Apostelgeschichte 5,1-11; 8,18-24; 12,20-23). Kornelius dahingegen ist in dieser Geschichte trotz seines Fehltritts ein positives Vorbild.
● Auch mit der Anrede des Petrus wird betont, dass der Leser es hier mit Heiden zu tun hat: Eigentlich darf er als frommer Jude keinen Umgang mit ihnen pflegen. Aber Gott habe ihm etwas anderes gezeigt. Das Nachdenken über die Bedeutung der Vision hat Petrus mit den darauffolgenden Ereignissen inzwischen offensichtlich erkennen lassen, was Gott ihm zeigen wollte: Er darf keinen Menschen – egal ob Jude oder Heide – „meiden oder als unrein“ behandeln (V 28).

Zum Weiterdenken: Wovon lassen Sie sich in Ihrer Einschätzung von Menschen bestimmen?