Tiefgänger ApostelgeschichteSample

● Wie tief muss für die Jünger der Schmerz über den Fall des Judas sein? Was tun? Petrus ergreift – wie schon oft – die Initiative. In knappen Worten umreißt er noch einmal das schreckliche Ende des Verräters (Vers 18f und Matthäus 27,3-5 berichten aus verschiedenen Blickwinkeln dasselbe Geschehen). Er versucht, die Situation zu deuten im Licht von Psalmversen, die allen vertraut sind. Sein Fazit: Es muss jemand anderes das Apostelamt empfangen und zwar ein treuer Jünger und Zeuge der Auferstehung. Die Jünger stellen zwei Kandidaten auf und beten um Klarheit, welchen „aus diesen beiden“ der Herr auserwählt habe (Vers 24), man wirft das Los und das Los fällt auf Matthias.
● Alles verständlich. Und doch bleiben Fragen. Warum „musste“ es gerade jetzt sein? Entscheidungsdruck erhöht die Gefahr, Gott vor falsche Alternativen zu stellen. (übrigens wurde das Losverfahren später – nach Pfingsten (!) – in der Urgemeinde nicht mehr praktiziert). So verständlich die Nachberufung war: War sie auch geistlich legitimiert? Der Geist, der in alle Wahrheit leitet, war ihnen ja noch nicht gegeben; auf Ihn sollten sie warten (Vers 4). Warum konnten sie nicht warten mit dieser wichtigen Entscheidung?

Zum Weiterdenken: Kennen Sie diesen Zwiespalt? Wann „muss“ ohne Zaudern und Zögern etwas angepackt werden und wann gilt: „Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen“ (Jesaja 28,16 ELB)? Welche Rolle spielt hier der Heilige Geist? Ohne Ihn ist vieles gut gemeint und schlecht gemacht.

● Auch zu Matthias bleiben Fragen offen. Warum wird er in der Apostelgeschichte nicht mehr erwähnt? Hatte Gott vielleicht gar nicht ihn auserwählt, sondern einen andern vorgesehen?
● Aber tröstlich bei allen Unwägbarkeiten: Die Apostel bleiben beharrlich im Gebet und der Herr bleibt beharrlich bei Seiner Verheißung!