Golden Rule: Kompass für schwierige ZeitenBeispiel

Golden Rule: Kompass für schwierige Zeiten

Tag 5 von 5

Tag 5: Ist die Goldene Regel tot? (Matthäus 7,12; Lukas 6,31)

Der irische Schriftsteller George Bernard Shaw lehnte die Goldene Regel ab: „Behandle andere nicht, wie du möchtest, dass sie dich behandeln. Ihr Geschmack könnte nicht derselbe sein.“ Was so locker daherkommt, hat einen ernsten Kern.

Wenn man sie ganz strikt wörtlich nimmt, setzt die Goldene Regel voraus, dass sich Menschen ziemlich ähnlich sind: Du und ich, wir finden das Gleiche gut (oder nicht?). Ausgerechnet diese Haltung kann einen aber dazu bringen, dass man anderen Unrecht tut. Der Film „Der Club der toten Dichter“- Achtung, Spoileralarm - läuft auf einen folgenschweren Konflikt von Vater und Sohn hinaus. Inspiriert von seinem Englischlehrer John Keating entdeckt der Schüler Neil Perry seine Freude am Schauspielern. Das widerstrebt dem konservativen Vater, der Neil im Anschluss an eine erfolgreiche Theateraufführung von der Schule nehmen und an die Militärakademie schicken will. Denn Tom Perry glaubt, dass er genau weiß, was gut für seinen Sohn ist - basta. Diese Vorstellung entpuppt sich als ignoranter und schädlicher Fehlschluss. Gerade seine eigenen Prioritäten und Wünsche verstellen ihm den verständnisvollen Blick auf seinen Sohn.

Ist die Goldene Regel also dafür anfällig, dass man andere nur noch durch die Linse eigener Prioritäten und Vorstellungen wahrnimmt - und deshalb als moralischer Kompass ungeeignet? Missachtet sie die großen Unterschiede von Persönlichkeit und Prägung?

Das hängt ganz davon ab: Versteht man die Goldene Regel als eine Art theoretische Doktrin, die man robotermäßig anwendet, hat sie klare Defizite. Wie die britische Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong klarstellt ist sie aber kein stumpfsinniges Programm. Die Goldene Regel will einen Reflexionsprozess anstoßen.

Darum besteht eine gelungene Anwendung der Goldenen Regel selbstverständlich darin, die Eigenarten der Persönlichkeit, die Lebensgeschichte und alle wichtigen Umstände unseres Gegenübers kennenzulernen und mitzudenken. Denn ganz ehrlich: Was würden wir selbst wollen? Dass andere ihren persönlichen Gusto auf uns projizieren und dementsprechend mit uns umspringen? Oder dass sie versuchen zu verstehen, wer ich bin und was ich wirklich brauche? Wahrscheinlich letzteres.

Ob die Goldene Regel lebendig ist oder tot, hängt von denen ab, die sie anwenden. Aus meiner Sicht setzt sie echtes Interesse und Lernbereitschaft selbstverständlich voraus. Dass das nicht immer klappt - geschenkt!

Aber sollten wir es nicht zumindest versuchen?

Impulse zum Weiterdenken

1. Hast du schon einmal versucht, jemandem etwas Gutes „überzustülpen“ und dann gemerkt: Es passt nicht?

2. Welche Personen möchtest du besser kennenlernen, um besser zu verstehen, wer sie sind und was sie brauchen?

3. Bitte Gott um Einsicht und Einfühlungsvermögen, damit du auf reflektierte Art die Goldene Regel leben kannst.

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Das war ein Leseplan von Compassion Deutschland. Wir hoffen, du wurdest herausgefordert und inspiriert, dich auf den Weg der Goldenen Regel einzulassen!

Compassion steht an der Seite von mehr als 8.600 Kirchen und Gemeinden weltweit, die vollen Einsatz für Kinder und Familien geben, die in extremer Armut leben. Wie du ein Teil davon werden kannst? Das erfährst du mit einem Klick auf www.compassion.de

Die Heilige Schrift

Tag 4

Über diesen Leseplan

Golden Rule: Kompass für schwierige Zeiten

Die Goldene Regel ist eine „Faustregel“ des Glaubens. Einfach genug, dass jeder sofort damit anfangen kann, sie in die Tat umzusetzen. Gleichzeitig ruht in ihr die Kraft, die Welt zu verändern. Wie du dich ganz persönlich mit der Goldenen Regel auf den Weg machen kannst - darum geht es hier. Zum Anhören und Selberlesen.

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Wir möchten uns bei Compassion Deutschland für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen finden Sie unter: https://compassion.de