Liebst du deinen Nächsten, wie dich selbst?

An manchen Tagen reiht sich in der Arbeit ein Notfall an den anderen und wenn wir erschöpft nach Hause kommen, erwartet uns dort ein privater Notfall. Unser Partner hatte einen Unfall, der Hund hat etwas Giftiges gefressen und muss dringend zum Tierarzt oder unser Kind weint, weil es in der Schule gemobbt wird. Wir bräuchten dringend eine Pause, aber aus Liebe zu unseren Nächsten - Partner, Haustier oder Kind - stellen wir unsere eigenen Bedürfnisse zurück.

Jesus lehrt uns, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst (vgl. Matthäus 22,39) und erhebt Nächstenliebe zu einem der zentralen Gebote im christlichen Glauben. Selbstliebe und Nächstenliebe sind eng miteinander verknüpft und beeinflussen maßgeblich unsere Beziehungen, besonders unsere Partnerschaften. Aber was passiert bei einem Ungleichgewicht zwischen Selbstliebe und Nächstenliebe, weil wir unsere eigenen Bedürfnisse immer zurückstellen und uns nie Zeit für uns nehmen, um aufzutanken?

Selbstliebe ist kein egoistischer Akt, sondern eine Anerkennung und Wertschätzung der eigenen Person, wie Gott uns geschaffen hat. Die Bibel lehrt uns, dass wir wunderbar und einzigartig gemacht sind (vgl. Psalm 139,14). Diese Anerkennung ermöglicht es uns, aus einem Gefühl der Fülle und Sicherheit heraus zu agieren, anstatt aus einem Mangel. Wenn wir uns selbst lieben, sind wir in der Lage, gesunde Grenzen zu setzen, uns selbst zu pflegen und zu wachsen. Dies befähigt uns, authentische und großzügige Nächstenliebe zu praktizieren.

Wenn entweder Selbstliebe oder Nächstenliebe in einer Partnerschaft zu kurz kommt, kann dies für Konflikte sorgen. Fehlt die Selbstliebe, führt dies oft zu einem übermäßigen Bedürfnis nach Bestätigung und Anerkennung vom Partner. Diese Abhängigkeit kann den Partner erdrücken und zu einer ungesunden Beziehungsdynamik führen. Der Blick auf den Partner wird verzerrt, da er oder sie nicht als eigenständige Person, sondern als Quelle der eigenen Wertschätzung gesehen wird. Dies setzt den Partner unter Druck und sorgt für ein erhöhtes Konfliktpotential.

Umgekehrt kann übermäßige Selbstliebe zu Egoismus und mangelnder Empathie führen. Ein solcher Partner ist möglicherweise nicht bereit, die Bedürfnisse und Wünsche des anderen zu berücksichtigen. Die Beziehung wird unausgewogen, da Liebe und Unterstützung einseitig bleiben. Der Partner fühlt sich vernachlässigt und nicht wertgeschätzt, was zu Entfremdung und Spannungen führen kann.

Selbstliebe und Nächstenliebe sind keine Gegensätze, sondern ergänzen sich. In einer gesunden Partnerschaft unterstützen sie einander und schaffen ein Gleichgewicht. Selbstliebe ermöglicht es uns, aufrichtig und liebevoll für andere da zu sein, ohne unsere eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Sie stärkt uns, damit wir in der Lage sind, echte Nächstenliebe zu praktizieren.

Next Step: Legst du deinen Fokus eher auf die Selbst- oder auf die Nächstenliebe? Frage den Heiligen Geist, welche konkreten Schritte du gehen kannst, damit ein Gleichgewicht zwischen Selbst- und Nächstenliebe in deinem Leben einzieht.