Liebe: Basics für dein LebenBeispiel

Tag 4: Liebe ist nicht auf sich selbst gestellt (Römer 7,15; Johannes 15,5)

Wir alle kennen ja die typischen guten Vorsätze: gesünder essen, mehr Sport, weniger Zeit am Handy, die Wohnung ordentlich halten, besseres Zeitmanagement, morgens früh aufstehen... Leider gehört auch die Erfahrung, an Vorsätzen zu scheitern, mit dazu. Das wissen nicht nur die Betreiber von Fitness-Studios. Ideal und Wirklichkeit sind zwei Paar Schuhe. Ich merke, dass mein Herz höher schlägt, wenn ich in der Bibel von einem Leben lese, das von Liebe bestimmt ist. Aber allzu oft klappt das nicht: Dann ist man doch schneller frustriert, ungeduldig oder abgelenkt, als man es eigentlich gerne wäre. Paulus bringt das resultierende Gefühl so auf den Punkt: „Ich verstehe ja selbst nicht, was ich tue. Das Gute, das ich mir vornehme, tue ich nicht; aber was ich verabscheue, das tue ich“ (Römer 7,15).

Zum Glück ist das Christentum kein System, das man einfach aus eigener Kraftanstrengung umsetzen muss. Aus der Liebe leben ist nicht Leistungssache. Es geht nicht um Erfolg und Performance.

Stattdessen bietet es uns eine Beziehung an. Zu einem Gott, der uns immer nahe ist und uns befähigt. In anderen Worten: Der uns die Freiheit schenkt, uns von der Liebe leiten zu lassen. Bei Liebe geht es nicht um Unabhängigkeit und Leistung, sondern um Verbundenheit mit Gott. Wir sind und bleiben auf die Kraft zum Lieben angewiesen, die von Gott kommt. Jesus sagt in Johannes 15,5: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in Mir bleibt und Ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne Mich könnt ihr nichts tun.“ Das kann unseren Stolz kränken. Oder uns entlasten.

Der bekannte Bürgerrechtler und Theologe Martin Luther King jr., der in den USA eine laute Stimme gegen die sogenannte „Rassentrennung“ war, betonte zeitlebens, dass nur gegenseitige Liebe und der Verzicht auf Gewalt wahren Frieden zwischen „Schwarzen“ und „Weißen“ schaffen können. Und das, obwohl er selbst immer wieder bedroht und angegriffen wurde. Die Kraft dazu nahm er aber nicht aus sich selbst. In einer seiner Predigten erzählt er von einem emotionalen Tiefpunkt:

Nach einem anstrengenden Tag lag er schon im Bett, seine Frau schlief schon. Da klingelt das Telefon. Als er den Hörer abnimmt, schreit ihm eine Stimme ins Ohr: „Hör zu, wir haben genug von dir. Vor nächster Woche wird es dir leid tun, jemals hierhergekommen zu sein.“ Er legt auf, doch die Angst überrollt ihn wie eine Woge. Das war nicht der erste Drohanruf. Martin Luther King ist kurz davor, aufzugeben. Aber es gibt kein Vor und kein Zurück - er will ja auch nicht die anderen im Stich lassen. Am Höhepunkt der Verzweiflung betet er. Klagt Gott all seine Ängste und Zweifel: „Ich bin am Ende meiner Kräfte. Ich habe nichts mehr zu geben. Ich habe den Punkt erreicht, an dem ich es nicht mehr alleine schaffe.“

Da geschieht etwas Unglaubliches. Er sagt:

„In diesem Moment erlebte ich die Gegenwart Gottes so, wie ich sie nie zuvor erfahren hatte. Es schien so, als ob ich die leise Zusicherung einer inneren Stimme hörte: „Steh auf für Gerechtigkeit. Steh auf für Wahrheit. Gott wird für immer an deiner Seite sein.“ Beinahe auf einen Schlag verließen mich meine Ängste. Meine Unsicherheit verschwand. Ich war bereit, allem entgegenzutreten… Gott hatte mir inneren Frieden geschenkt.“

Drei Tage später explodiert vor seinem Haus eine Bombe. Nur durch diese Gottesbegegnung konnte er sich trotz aller Herausforderungen und Sorgen um sich und seine Familie weiterhin von Liebe leiten lassen. Das Buch, in dem seine Predigten gesammelt sind, heißt bezeichnenderweise „Strength To Love“ - „Kraft, zu lieben.“