Liebe: Basics für dein LebenBeispiel
Tag 2: Das wichtigste Gebot (Markus 12,28-34; Römer 12,1-2; 5. Mose 6,4-5; 3. Mose 19,18)
Die zentrale Rolle von Liebe für die Gotteserkenntnis war gestern Thema. Doch Liebe ist auch noch in anderer Hinsicht zentral.
In Markus 12,28-34 findet sich ein überraschend freundlicher und von Wertschätzung geprägter Austausch von Jesus mit einem Schriftgelehrten. Das war ja lange nicht der Normalfall, mit den Theologen Seiner Zeit lag Jesus meistens im Clinch. Der Schriftgelehrte war von Jesus beeindruckt und stellt Ihm eine brennende Frage: „Was ist das höchste Gebot?“ Die Schriftgelehrten beschäftigten sich tagein, tagaus damit, wie man die vielen überlieferten Gebote ihrer Tradition sortieren sollte. Sind die alle gleich wichtig? Gibt es da Abstufungen? Was ist, wenn zwei Gebote miteinander im Konflikt stehen? Vom Wissen um das höchste Gebot erwartet sich der Mann Orientierung.
Jesus fügt zwei Verse aus dem Alten Testament zum Doppelgebot der Liebe zusammen: Gott lieben und den Nächsten lieben wie sich selbst. Damit steht Er in guter Gesellschaft. Von den Rabbis Schammai und Hillel wird im jüdischen Talmud folgende Geschichte überliefert:
„Wiederum geschah es, dass einer aus den [nicht-jüdischen] Völkern vor Schammai kam und zu ihm sagte: Mache mich zum Proselyten unter der Bedingung, dass du mich die ganze Thora lehrst, während ich auf einem Bein stehe. Da jagte Schammai ihn mit dem Maurermessbrett davon, das er gerade zur Hand hatte. Als er mit dem gleichen Anliegen zu Hillel kam, sagte dieser zu ihm: Was dir selbst zuwider ist, das tue deinem Nächsten nicht an. Das ist die Thora ganz und gar, alles andere ist ihre Auslegung. Geh und lerne das.“
Die ganze Torah - das ganze jüdische Gesetz mit seinen 613 Geboten - wird auf diesen einen Punkt gebracht, wenn auch in der negativen Formulierung „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Auch außerhalb des jüdischen Kulturkreises trifft man schon bei Konfuzius im 5. Jahrhundert v. Chr. auf diese „Goldene Regel“.
Gerade wenn man in christlichem Elternhaus großgeworden ist, kennt man all die ausgesprochenen und unausgesprochenen Regeln, die zum Christsein angeblich dazugehören: Ist es okay, Alkohol zu trinken? Darf man Tanzen gehen? Welche Kleidung ist angemessen? Das kann ähnlich unübersichtlich werden wie die Fülle an Geboten, mit denen sich der Schriftgelehrte konfrontiert sah.
Das Liebesgebot ist in dieser unübersichtlichen Situation ein mehr als nötiges Leitbild: eine Vision davon, worum es im Kern geht. Der Schriftgelehrte fügt in einem inspirierten Augenblick noch einen Gedanken hinzu: „Ihn (d. h. Gott) zu lieben von ganzem Herzen, mit ganzem Verstand und mit aller Kraft und auch seinen Mitmenschen so zu lieben wie sich selbst, das ist viel mehr wert als all die Brandopfer und übrigen Opfer, die wir Ihm bringen.“
Jesus widerspricht dem nicht - nach dem Motto: „Ja, aber die Opfer gehören ja auch irgendwie dazu“ -, sondern würdigt diese spontane Aussage als weise. Er sagt: „Du bist nicht weit von Gottes Reich entfernt.“
Gottes Reich liegt nicht nur irgendwo ganz fern in der Zukunft oder im Jenseits. Sondern bricht dort an, wo Menschen sich die Liebe zu Gott und zu ihren Mitmenschen auf die Fahnen schreiben. Wahrer Gottesdienst und ein wahres Opfer besteht darin, wenn sich unser ganzes Leben daran ausrichtet (Römer 12,1-2).
Die Heilige Schrift
Über diesen Leseplan
Klar, Liebe ist im Christentum wichtig. Doch wie kommt es dazu, dass sie so eine zentrale Rolle im Leben und Glauben von Christen spielt? Welche Bibelverse stehen dahinter? Und wozu soll uns das inspirieren? In diesem Plan geht es um die Basics: Zum Anhören oder Selberlesen.
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Wir möchten uns bei Compassion Deutschland für die Bereitstellung dieses Plans bedanken. Weitere Informationen finden Sie unter: https://compassion.de