Weisheit will die Welt verändernBeispiel
Tag 5: Warum Teilen so verdammt schwer ist (Sprüche 11,24-26; 30-31; Sprüche 28,27)
Häufig lernt man in den Sprüchen durch Kontraste. So auch in den Texten von heute. Die einen geben und werden darin reich; die anderen sind geizig und werden paradoxerweise arm. Und so geht es munter weiter. Das Schema aus Segen und Fluch wird hier besonders deutlich. Wir sehen: Wer ein weises Leben führt, also gerecht, freigiebig und aufrichtig lebt, wird dafür belohnt. Wer selbstzentriert und rücksichtslos lebt, wird bestraft.
Ja, Teilen ist gesegnet. Wer Gutes teilt, vermehrt es. Dem würden wahrscheinlich viele zustimmen. Die wenigsten finden Geiz wirklich sympathisch. Und trotzdem: Teilen ist richtig schwer. Da können noch so viele Verheißungen dran geknüpft sein. Warum ist das eigentlich so?
Der US-israelische Psychologe Daniel Kahneman hat seine Forscherkarriere darauf verwendet, zu verstehen, wie Menschen Entscheidungen fällen. Bekannt ist er durch das Stichwort des „Bias“. Damit sind gedankliche Verzerrungen gemeint, die man in psychologischen Experimenten nachweisen kann. Diese Verzerrungen prägen unsere Entscheidungen. Ein solcher Bias ist die Verlustangst: Emotional wiegen Verluste für uns schwerer als Gewinne. Beispiel: Erreicht man als Teilnehmer in der Quizshow „Wer wird Millionär?“ die 16.000 €, sind sie ein sicherer Zwischengewinn. Scheitert man an der 64.000 €-Frage, verliert man nicht alles, sondern bekommt die 16.000 €. Eine Zeit lang gab es die Option, für einen zusätzlichen Joker auf diesen Zwischengewinn zu verzichten. Obwohl es mit einem zusätzlichen Joker leichter ist, bis zum Höchstgewinn zu kommen, ist auch das Risiko höher, alles zu verlieren. Für die meisten ist die Sicherheit der 16.000 € wichtiger als der mögliche Millionengewinn. Das ist Verlustangst in Aktion.
Was für die Gewinne in einer Quizshow gilt, lässt sich eins zu eins aufs Teilen übertragen. Wir haben Angst, Genuss, Vorteile oder Finanzen zu verlieren, wenn wir teilen. Werden wir selbst in Zukunft dann noch genug haben? Besonders schwer wiegt das für Dinge, die wir schon in unserem sicheren Besitz wägen. Sprüche 11,26 erwähnt ein Beispiel aus der antiken Lebenswelt. Ein Getreidehändler verkauft sein Weizen für Wucherpreise. Das kann rücksichtloses Gewinnstreben sein. Oder einfach die Verlustangst, die sich den mit dem Teilen verbundenen Schmerz teuer bezahlen lässt.
Die Sprüche geben uns ein neues Motto vor. Nur ein paar Verse weiter heißt es: „Wer Gott gehorcht, verhilft anderen zum Leben.“ Mit Teilen anderen zum Leben verhelfen. Das ist besonders wichtig für ärmere Menschen in unserem Dunstkreis und weltweit, für die Mangel und Defizit tägliche Erfahrung sind. Offensichtlich will Gott sie durch uns mitversorgen.
Wie gehst du mit deinem Besitz um? Klammerst du oder teilst du gerne? Wie kannst du diese Woche durch Teilen anderen „zum Leben verhelfen“, also ihnen eine Freude machen und etwas Gutes tun? Welche Erfahrungen hast du gemacht, wenn du mit anderen geteilt hast?
Die Heilige Schrift
Über diesen Leseplan
„Religion ist Opium fürs Volk“: wie ein Schmerzmittel für die Seele vertröstet sie auf ein besseres Jenseits und verhindert Weltverbesserung. So lautet ein alter Vorwurf an das Christentum. Beim Blick in die Bibel merken wir: Wieder und wieder drängen die Texte zum Einsatz gegen Armut und Ungerechtigkeit. Das gilt besonders für das Sprüchebuch. Von wegen Weltverneinung. Handeln ist angesagt. Bist du bereit, dich von diesen biblischen Weisheiten herausfordern zu lassen?
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Wir möchten uns bei Compassion Deutschland für die Bereitstellung dieses Leseplan bedanken. Weitere Informationen findest du hier: https://compassion.de/