Liebe wie JesusBeispiel
Schlange stehen am Geldautomat
Die Frage des sozialen Status fand ich schon immer schwierig. Warum erhöhen wir einige Menschen und andere nicht? Es kann viele Faktoren geben, die den Platz an einem sozialen Totempfahl beeinflussen: Ruhm, Reichtum, Begabung, Schönheit, Persönlichkeit, Titel, Erbe usw.
Wahrscheinlich fiel mir während der High School zum ersten Mal die unterschiedliche Rangfolge der Beliebtheit auf, jedoch bis ins Erwachsenenalter konnte ich beobachten, dass die Masse für einige einstimmig Partei ergreift und andere kollektiv ignoriert. Wir selbst stellen eine gewisse Rangfolge auf, wobei einige an erster Stelle und andere an letzter Stelle stehen.
Im ersten Jahr nach dem Umzug in eine große Stadt habe ich dummerweise den Fehler gemacht, an einem Samstag einen Geldautomaten aufzusuchen. Auf dem Weg zu einem Date, bei dem ich hoffte, beeindrucken zu können, stellte ich mich an einer langen Schlange ungeduldiger Leute an, die Bargeld für das Wochenende brauchten. In Gedanken versunken bemerkte ich nicht sofort die wachsende Aufregung am Anfang der Schlange, die aus mindestens acht Personen bestand. Ein Schluchzen und ein Schimpfwort erregten jedoch meine Aufmerksamkeit und ich bemerkte ich eine Frau mit strähnigen Haaren, die darum kämpfte, ihre Emotionen unter Kontrolle zu behalten und ihre Transaktion abzuschließen. Ich starrte die Frau an und schaute dann die Leute vor und hinter mir an. Jeder vermied den Blickkontakt und ignorierte höflich (oder einfach nur ungeduldig) die Frau in ihrer Notlage. Die Dame stornierte ihre Transaktion, wandte sich dann an uns alle und sagte: „Mein Vater ist gerade gestorben.“ Es war weniger eine Entschuldigung als eine Erklärung. Als sie keine Antwort erhielt, drehte sie sich weinend um und ging auf den Parkplatz. Ich schaute mich nach Hilfe um, denn ich dachte, dass wirklich jemand etwas tun müsste. Mit einer gewissen Abscheu wurde mir bewusst, dass meine eigenen Füße fest angewurzelt blieben, weil ich meinen Platz in der wachsenden Schlange nicht verlieren wollte.
Wie oft stellen wir unsere eigenen Pläne vor die Liebe zu den Menschen, zu der Jesus uns berufen hat! Wie oft ignorieren wir diejenigen, die Christus wertvoll sind, weil wir ihren Wert nur oberflächlich betrachten? In dem Moment am Geldautomaten hätte ich irgendwo sein sollen. Ich war auf dem Weg, jemanden zu beeindrucken. Diese Frau war für mich ein Niemand und ich fühlte selbstsüchtig, dass ich keine Zeit für sie hatte. Doch Christus ruft uns nicht auf, ihm nur zu dienen, wenn es uns gelegen kommt. Er bittet uns nicht, nur denen zu dienen, die wir unserer Aufmerksamkeit für würdig erachten. Er wird unsere Prioritäten auf den Kopf stellen – von der Ballkönigin über den Pornostar bis hin zum Sportsüchtigen – und erklären, dass trotz unserer oberflächlichen Etiketten der erste der letzte und der letzte der erste sein wird.
Die trauernde Frau hatte jetzt Mühe, ihr Auto aufzuschließen, und ich bemerkte, wie ich auf sie zu rannte. Sie war zu meiner Priorität geworden, weil sich mein Herz mit Barmherzigkeit für sie füllte. Als sie mich überrascht ansah, sagte ich: „Mein aufrichtiges Beileid.“ Ihr Gesicht verzog sich wieder und sie schluchzte, während ich sie umarmte. Sie beruhigte sich nach einer Minute und bedankte sich leise bei mir, bevor sie in ihr Auto stieg und wegfuhr. Ich wandte mich wieder dem Geldautomaten zu, an dem sich die Menschenmenge mit ihren Handys beschäftigte und mich aktiv ignorierte.
Und ich stellte mich ans Ende der Schlange.
Beth Castle
Life.Church Creative Media Team (Ehepartner)
Die Heilige Schrift
Über diesen Leseplan
Wie können wir lernen, wie Jesus zu leben, wenn wir nicht zuerst so lieben wie Er? Lies mit den MitarbeiterInnen von Life.Church und deren Ehepartnern von ihren Erfahrungen und den Bibelstellen, die sie inspirieren, vollkommen wie Jesus zu leben und zu lieben.
More