Jeden Morgen neue GnadeBeispiel

Jeden Morgen neue Gnade

Tag 25 von 31

Theologie ohne Liebe ist schlicht und einfach eine sehr schlechte Theologie.

Es war einer jener erstaunlichen Augenblicke, die den Lehrern gegeben werden – Augenblicke, die man nicht vorausplanen kann und von denen man auch nicht weiß, dass man sie erleben wird. Ich unterrichtete gerade ein Fach im Seminar, das viele zukünftige Prediger nicht besuchen wollten. Es ging um Seelsorge und Beratung. Meine Klasse war gefüllt mit angehenden Predigern, die meinten, wenn sie theologisch gesunde und exegetisch korrekte Predigten hielten, würde niemand, der sie hörte, weitere Beratung noch Seelsorge nötig haben. Weil ich wusste, dass die jungen Männer meiner Klasse eigentlich lieber woanders wären und auch nicht wirklich Hunger auf das hatten, was ich ihnen zu lehren hatte, begann ich jedes Semester, indem ich Geschichten erzählte von dem Chaos, das manche Leute aus ihrem Leben gemacht hatten, und wie sie von mir erwarteten, dass ich ihnen durch ihre Schwierigkeiten und Katastrophen hindurchhelfen würde. Ich erzählte gewöhnlich solche Geschichten, bis jemand in der Klasse sagte: »Gut, wir haben verstanden, wir werden es wirklich brauchen, was wir hier lernen müssen.«

Mitten in einer dieser Geschichten hob einer der Männer die Hand und sagte: »In Ordnung, Professor Tripp, wir wissen, dass wir derartige ›Projekte‹ in unseren Gemeinden haben werden; sagen Sie uns jetzt, wie wir damit umgehen sollen, damit wir mit unserem Dienst weitermachen können.« Ich war sowohl fassungslos über das, was er sagte, als auch dankbar für das, was mir dadurch als Antwort möglich war. Hier war also ein Mann, der sich zurüsten ließ, um eine Gemeinde zu leiten, der aber seine Ideen mehr als die Menschen liebte! Mein armer Schüler war weit von der biblischen Norm entfernt: »Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe« (Eph. 4,15; ELB). Wir sind berufen, Theologie in liebender Gemeinschaft mit anderen Menschen anzuwenden. Wahrheit, die nicht in Liebe gesprochen wird, hört auf, wahr zu sein, weil sie durch andere menschliche Zielvorstellungen verbogen und verdreht wurde. Ich kann die Wahrheit nicht zugunsten von Beziehungen verlassen, und genauso wenig kann ich Beziehungen für die Wahrheit aufgeben. Man muss sie zusammenhalten, weil wir Wahrheit in Gemeinschaft miteinander begreifen müssen, um unsere Blindheit und Voreingenommenheit auszugleichen, und wir brauchen die Wahrheit, um für uns zu definieren, in welcher Art von Gemeinschaft wir miteinander leben sollten.

Schließlich müssen wir begreifen, dass Theologie nie ein Selbstzweck ist, sondern ein Mittel zu einem Zweck und Ziel. Dieses Ziel ist, fortschreitend dem Einen ähnlich zu werden, der die ultimative Definition dessen ist, was Liebe ist und was Liebe tut. In Seiner Gnade versorgt Er uns mit allem, was wir brauchen, um zugleich eine liebende Gemeinschaft und theologisch rein zu sein. Eines von beiden zu unterlassen, ist nicht nur ein Mangel an Liebe, sondern führt auch zu schlechter Theologie. Es bewirkt beides: Man beeinträchtigt die göttliche Wahrheit und verwirft Seine Berufung. In einer Gemeinschaft voll demütiger Liebe sind wir am besten ausgerichtet, um alles zu verstehen, was Gott uns in Seinem Wort gesagt hat.

Die Heilige Schrift

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Über diesen Leseplan

Jeden Morgen neue Gnade

Der Vormittag kann hart sein. Da reichen ein herzhaftes Frühstück und eine Tasse Kaffee einfach nicht aus. Der Bestseller-Autor Paul David Tripp bietet mehr als nur einen kräftigen Kaffee, er möchte dir die stärkste Ermutigung geben, die man sich vorstellen kann: das Evangelium der Gnade.

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Wir möchten uns bei Missionswerk Voice of Hope für die Bereitstellung dieses Leseplan bedanken. Weitere Informationen findest du hier: https://www.voh-shop.de/Jeden-Morgen-neue-Gnade.html