Auf den Kopf gestellt - Ein Bibelleseplan von Compassion DeutschlandBeispiel

Tag 2 (Matthäus 23,1-12)

In uns Menschen gibt es ein tiefes Interesse an der Frage „Wer ist der oder die Größte?“. Zahllose Sportwettbewerbe, Talentshows oder Weltmeisterschaften legen dafür ein klares Zeugnis ab. Wer sich gegen die Konkurrenz durchsetzt und aus der Mittelmäßigkeit heraussticht, der darf sich groß nennen. Und wird dann mit Ansehen und Respekt belohnt.

In diesem Bibeltext geht Jesus die Pharisäer und Schriftgelehrten hart an. Sie verlangen, dass andere sie mit Ehrentiteln ansprechen: Vater, Lehrer, Rabbi. Dazu fühlen sie sich berechtigt, weil sie religiöse Höchstleistende sind. Sie kennen die jüdischen Gesetzestexte besser als der Durchschnittsmensch und befolgen sie ganz streng. Für Jesus kommt wahre Größe aber gar nicht von großem Ansehen! Wenn es bei unseren Bemühungen am Ende nur darum geht, unseren Hunger nach Anerkennung zu stillen, sind wir auf dem Holzweg.

Jesus sagt: „Der Größte unter euch soll euer Diener sein.“ Was heißt das jetzt, Diener sein? Ein besseres Wort wäre vielleicht „Förderer“ oder „Unterstützerin“. Jesus geht es darum, dass sich unsere Blickrichtung ändert. Weg von uns und hin zu anderen. Wo können wir jemandem ein freundliches Wort, eine Ermutigung, eine kleine Aufmerksamkeit zukommen lassen? In jeder Nachbarschaft gibt es einsame und hilfsbedürftig gewordene Menschen. Es mag zum Klischee geworden sein, aber manch einer würde sich über Hilfe beim Einkauf oder eine gemeinsame Tasse Kaffee sehr freuen.

Alle, die es selbst schon mal erlebt haben, wissen: Auch kleine Dienste können eine ganz große Wirkung haben. Wahre Größe ist sich dann auch nicht zu schade, neben einem kleinen Kind auf dem Boden zu sitzen und zu spielen. Ja, Jesu ernste Worte stellen unsere Maßstäbe auf den Kopf. Fragen wir „Wer ist der Größte?“, dann ist seine Antwort: Es sind die, die bereit sind, für andere ganz klein zu werden.

Noch ein Impuls zum Weiterdenken: Gibt es alltägliche Aufgaben, die dir als so gering und klein erscheinen, dass du dich am liebsten vor ihnen drückst? Vielleicht geht es dir so mit Müll rausbringen, einkaufen gehen oder Lego mit der jüngeren Schwester zu spielen. Statt nur das zu tun, was dir bedeutsam und lohnenswert erscheint, und alles andere auf das nötige Minimum zu reduzieren, versuche doch einmal, bewusst die genau entgegengesetzte Haltung einzunehmen. Gibt es eine nervige Kleinigkeit, die du als Unterstützer oder Unterstützerin anderen abnehmen kannst? Durch solche kleinen Dienste können wir Jesu Herzschlag besser verstehen, auch wenn das unsere Prioritäten auf den Kopf stellt.