Tag 5: Gott will das Mikrofon zurück

Musstest du schon einmal eine Trauerrede über dich ergehen lassen, die zehnmal so lang war, wie sie eigentlich hätte sein sollen? Ich jedenfalls schon. Was haben Mikrofone an sich, dass Menschen völlig das Zeitgefühl verlieren?

Dein langatmig redender Onkel ist nicht der Einzige, der sich schuldig macht, Trauerfeiern zu kapern. Wir tun oft das Gleiche, wenn es um unsere Verlusterfahrungen geht. Wir trauern, geben uns den Erinnerungen hin, klagen, doch wir achten nicht auf den zeitlichen Ablauf. Wir bleiben im Kummermodus stecken und weigern uns, darüber hinwegzukommen.

Früher oder später will Gott das Mikrofon zurück.

Die Trauerfeier muss weitergehen. Also stupst Er uns sanft an, um uns wissen zu lassen, dass wir den Trauerprozess verzögern. Er ermutigt uns, loszulassen und vorwärtszugehen. Die Beerdigung muss erfolgen, aber sie kann nicht stattfinden, wenn wir darauf bestehen, den Verlust immer wieder neu zu durchleben.

Im bekannten Psalm 23 schrieb David: „Und wenn ich auch wandere im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, ...“ (Luther Heute) Beachte, dass David davon sprach, durch das Tal zu wandern. Täler des Todes und der Dunkelheit sind kein dauerhaftes Zuhause. Sie sollen durchschritten, aber nicht dauerhaft bewohnt werden. Diese Reise kann eine Weile dauern, aber es muss vorwärtsgehen.

Ich versuche nicht, dir zu sagen, wie du trauern sollst, aber ich versichere dir, dass du dich immer noch im Land der Lebenden befindest, auch wenn du die Toten beklagst. Eine weite, schöne Welt wartet auf dich, und du bist ein wesentlicher Teil davon. Bleib nicht zu lange mit dem Mikrofon in der Hand stehen, sonst verpasst du alles, was der Herr für dich bereithält. Dein Verlust könnte zum Mittelpunkt deines Daseins werden, statt zu einem Zwischenstopp auf deiner Reise.

Ich bin der Letzte, der dir genau sagen kann, wann deine Trauer begraben werden muss. Das ist eine Sache zwischen dir und deinem himmlischen Vater.

Frag dich also, ob der Herr dir nicht einen sanften Schubs gibt, Ihm das Mikrofon zu überlassen. Sagt Er dir, dass eine Zeitenwende dran ist, dass es Zeit ist, die Gedenkrede zu beenden und in die Zukunft zu schauen? Wenn nicht, nimm dir die Zeit zu trauern.

Doch wenn ja, dann lass dich von Seiner Gnade leiten.